Schon die Trägervereinsgründung bereitet Schwierigkeiten:

KMG-Projekt gerät aus den Fugen

30.10.1987

BERN (CWS) - Die Genfer Gründungsversammlung des Trägervereins "Kommunikationsmodell-Gemeinden" (KMG), ein Projekt der PTTs, droht zum "Catch-as-Catchcan" auszuarten. Denn Krethi und Plethi will in den Vorstand.

Im jüngsten Bulletin der Schweizerischen Vereinigung von Fernmeldebenutzern (Asut) werden keine Zweifel offengelassen: "Partner, die sich stark an der Finanzierung beteiligen und zudem auf dem Gebiet der Kommunikation zu Hause sind, dürfen einen Anspruch auf Mitbestimmung geltend machen." Und: "Sollten aber Körperschaften, die weder das eine noch das andere Engagement auf sich nehmen können und wollen, die Sache als willkommene Profilierungsmöglichkeit ausnutzen, ist der Mißerfolg des Unternehmens Kommunikationsmodell-Gemeinden vorbestimmt." Nicht weniger garstig tönt es von der anderen Seite. Die Noncomdat als Dachorganisation der nicht-kommerziellen Organisationen meint: "Ein ungerechtfertigtes Übergewicht der Wirtschaft ist abzubauen. Ohne eine breite Interessenberücksichtigung verliert das Projekt Kommunikationsmodell-Gemeinden seine Legitimation."

Asut und Noncomdat sind nicht die einzigen, "Sorgenkinder" von KMG-Projekt-Koordinator Viktor Colombo. Auf seinem Tisch landet fast keine Trägerverein-Anmeldung ohne den Hinweis: "Wir beanspruchen einen Sitz im Vorstand." Stöhnt Colombo: "So geht das nicht. Der Vorstand würde ja größer als die Mitgliederversammlung." Als Lösung zeichnet sich nunmehr ein interimistischer Vorstand ab, der die aufgetretenen Wogen zunächst einmal glätten soll. Abklären soll er aber auch Fragen der nach wie vor unklaren Finanzierung, ehe für das KMG-Projekt der endgültige Vorstand festgelegt wird.

Ursprünglich war vorgesehen, die Finanzierung des Projektmanagements der Trägerschaft zu übertragen - angesagt waren Mitgliederbeiträge, die von 500 bis 75 000 Franken jährlich reichten. Nach dem Motto "Wer zahlt, befiehlt" hätten die PTTs die Trägerschaft über das Projektmanagement befinden lassen müssen. Dem haben die Postbetriebe jedoch schnell einen Riegel vorgeschoben: Alle Mitglieder werden nunmehr jährlich 500 Franken zu bezahlen haben. Darüber hinaus wird das Projektmanagement von den PTTs zur Verfügung gestellt.

Dies alles bringt das Projekt immer mehr in Verzug. Schon heute ist abzusehen, daß sich das "KMG-Timing" erneut nicht einhalten läßt. Geplant war, die fünf bis sechs bestimmten Modell-Gemeinden noch vor Weihnachten bekanntzugeben.