Kliniken digitalisieren ihre Patienten

13.04.2006
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Mit diesen Rahmenbedingungen tun sich viele Krankenhäuser schwer. Rund ein Viertel der deutschen Kliniken verfolgt keine langfristige Planung, heißt es in einer Studie von BAH. Fast die Hälfte habe keine Prozesse implementiert, um die eigenen Budgets zu steuern. Da sich der wirtschaftliche Druck weiter verschärfen wird, seien in den kommenden 15 Jahren rund ein Viertel der Kliniken hierzulande in ihrer Existenz bedroht.

Klinik-IT hinkt hinterher

Um den Druck abzufedern, setzen Krankenhäuser, Ärzte und Apotheken zunehmend auf Kooperationen. Dieses Konzept der "integrierten Versorgung" erfreut sich einer Untersuchung der Fachhochschule Osnabrück zufolge zunehmender Beliebtheit. Allerdings hakt es noch in der Zusammenarbeit der Beteiligten, warnt Studienleiterin Ursula Hübner.

Nur 17 Prozent der 335 befragten Krankenhäuser gaben an, Daten rein elektronisch auszutauschen. In über der Hälfte der Fälle erfolge dies noch auf Papierbasis. Erst acht Prozent der Häuser setzten eine voll funktionsfähige elektronische Patientenakte ein. "In Sachen IT haben die Kliniken noch einen weiten Weg vor sich", meint Hübner.

IT-Trauerspiel Gesundheitskarte

In letzter Zeit haben Negativschlagzeiten rund um die elektronische Gesundheitskarte das IT-Bild des deutschen Gesundheitssektors geprägt. Ursprünglich sollte der Nachfolger der Chipkarte, auf dem auch Patienten- und Rezeptdaten Platz finden sollen, bereits seit Anfang des Jahres flächendeckend im Einsatz sein. Da sich Kliniken, Ärzte, Krankenkassen und Apotheker aber monatelang nicht auf die notwendigen Spezifikationen einigen konnten, verzögerte sich das Vorhaben immer weiter. Im Herbst 2005 nahm Gesundheitsministerin Ulla Schmidt den Streithähnen das Heft aus der Hand. Ob es nun schneller geht, ist jedoch fraglich. Erst Mitte des Jahres soll die Karte in ausgewählten Testregionen an den Start gehen. Experten bezweifeln dies. Sie befürchten, dass sich die flächendeckende Einführung der E-Card bis 2008 hinauszögern wird.