Klaus Ploenzke wird Vorstandsvorsitzender CSC-Ploenzke - vereint im IT-Consulting-Markt

02.12.1994

MUENCHEN (hv) - Stolze 25 Jahre behauptete sich die Ploenzke AG, Kiedrich, im zeitweilig schwierigen Softwareprojektgeschaeft - jetzt hat sich Unternehmensgruender Klaus Ploenzke zum Verkauf durchgerungen. Die amerikanische Computer Sciences Corp., hierzulande in Muenchen ansaessig, wird zunaechst eine Mehrheitsbeteiligung von 50 Prozent plus einer Aktie erhalten.

Das restliche Kapital bleibt nach Angaben von Friedrich Froeschl, derzeit noch Geschaeftsfuehrer der CSC Computer Sciences GmbH, vorlaeufig in Besitz der Familie Ploenzke. Allerdings plane CSC, seinen Anteil sukzessive zu erhoehen. Ueber den Kaufpreis haben die Geschaeftspartner Stillschweigen vereinbart. Der Vertrag liegt beiden Seiten unterschriftsreif vor, war bis Redaktionsschluss aber noch nicht unterzeichnet. Die Partner wollen sich damit bis Anfang Dezember Zeit lassen.

Innerhalb des naechsten Jahres soll hierzulande eine Holding namens CSC-Ploenzke AG entstehen, unter deren Dach die bisherigen drei Firmen als Tochtergesellschaften weitergefuehrt werden: die Firma Ploenzke, auch kuenftig mit Sitz in Kiedrich, die auf Systemintegration spezialisierte Muenchner CSC Computer Sciences GmbH und die im Outsourcing-Geschaeft aktive CSC Service Management GmbH.

Den Vorstandsvorsitz der Holding wird Klaus Ploenzke uebernehmen; er erhaelt zunaechst einen Fuenfjahresvertrag. Friedrich Froeschl, der die hiesige Niederlassung der CSC in den letzten dreieinhalb Jahren in die Gewinnzone gefuehrt hatte, verlaesst das Unternehmen und wechselt in die Geschaeftsleitung von Siemens-Nixdorf.

Dort soll er den Bereich "Business Services" fuehren, dem unter anderem das Grossprojektgeschaeft, der gesamte Trainingsbereich sowie der Outsourcing-Sektor zugehoert. Langfristig wird Froeschl voraussichtlich das fuer "Systemstrategie" verantwortliche SNI- Vorstandsmitglied Horst Nasko abloesen. Seine Nachfolge als Geschaeftsfuehrer der CSC GmbH tritt der ehemals zweite Mann Gerd Schempp an.

Geruechte, denen zufolge der Servicegigant CSC schon seit einem Jahr an einer Uebernahme von Ploenzke interessiert war, bestaetigt Froeschl heute. Man habe sich unter anderem gegen die BMW-Tochter Softlab sowie die British Telecom behauptet - beide haetten Ploenzke ebenfalls lange Zeit umworben.

Mit 30 000 Mitarbeitern, einem Umsatz von zuletzt 2,9 Milliarden Dollar und einem Profit von rund 140 Millionen Dollar gehoert CSC zu den weltweit dominierenden IT-Servicekonzernen. Offenbar sieht Klaus Ploenzke in der Groesse des Partners kein Hindernis. Laut Froeschl hat sogar die weitgehende Identiaet der Firmenkulturen letztlich den Ausschlag fuer die CSC-Entscheidung gegeben.

Branchenkenner halten die Uebernahme denn auch fuer sinnvoll: Ploenzke habe sich mit Fixpreisprojekten aus der Body-Leasing- Krise gezogen und benoetige nun Anschluss an globale Maerkte - ein Anliegen, das CSC erfuellen koenne. Dem Servicekonzern steht seinerseits das Branchen-Know-how von Ploenzke am Standort Deutschland zur Verfuegung, etwa im Finanzdienstleistungssektor, dem Transport- und Verkehrswesen oder im Geschaeft mit der oeffentlichen Hand. Auch bedeuten die rund 200 SAP-Experten ein wichtiges "human capital" - dieser Markt waechst zur Zeit weltweit sprunghaft an.

CSC-Chef Froeschl, "Initiator und Architekt" des Deals, war auch an den langjaehrigen Kundenbeziehungen von Ploenzke interessiert. Erst kuerzlich habe das Softwarehaus aus dem Rheingau den Zuschlag fuer ein Grossprojekt der Landesbausparkasse Muenster erhalten, dessen Wert bei mehr als 30 Millionen Mark liege. Neben dem Kundenstamm sind auch die personellen Kapazitaeten des Partners von Bedeutung, denn im Beratungs- und Projektgeschaeft gelten die Skills als das wichtigste Kapital. Unter rund 1400 Mitarbeitern bei Ploenzke befinden sich laut Froeschl mindestens 600 junge, hochqualifizierte Kraefte.