Expertensysteme verlieren ihren Ruf als "Genies aus der Retorte":

Kl-Systeme helfen beim Brainstorming

04.11.1988

NEW YORK (IDG) - Bisher wurden Expertensysteme vor allem für komplexe und aufwendige Projekte entwickelt. Doch gerade kommerzielle Anwender entdecken zunehmend "Mini-Expertensysteme", die ihnen helfen, auf dem PC Geschäftspräsentationen und Ansprachen vorzubereiten oder sie beim Brainstorming unterstützen.

Ein solches Expertensystem ist der Presentation Planner von der amerikanischen Kodaktochter Discus. Das US-Unternehmen für Personalberatung Dr. Harry Woodhead & Associates in Etobicoke/Ontario verwendet es zur Planung von firmeninternen Präsentationen, bei denen beispielsweise neuro-Iinguistische Methoden vermittelt werden, mit denen der telefonische Verkauf angekurbelt werden soll.

Ein ähnliches Produkt, Thoughtline von der Xpercom Co., Carrollton/Texas, wurde als Tool zur Vorbereitung von Reden und Präsentationen entwickelt, dient aber auch zum Entwerfen von Geschäftsplänen. Dan Burns, Vorstandsvorsitzender von Xpercom, nennt Thoughtline eine Shell für Expertensysteme, die den Anwendern durch das Stellen von Rückfragen helfe, ihre Gedanken zu ordnen.

Es sei Zeit geworden, so Burns, ein Programm vorzustellen, das in Gesprächen zurückfragt wie ein Mensch, das Probleme aus verschieden Perspektiven angeht und Ideen zusammenfaßt, um zu überprüfen, was an ihnen dran ist. Durch das Generieren von Folgefragen, seien Expertensysteme in der Lage, den Zeitaufwand für die Abwägung und Beurteilung von Informationen zu optimieren, fuhr der Xpercom-Chef fort.

Laut Harvew Netquist, Herausgeber der AI Trends, Scottsdale/Arizona ähnelten viele dieser Expertensysteme eher Werkzeugen zur Unterstützung von Entscheidungen als Künstlicher Intelligenz. Doch das sei nicht unbedingt schlecht, denn Expertensysteme würden häufig als "Genies aus der Retorte" überschätzt, die in der Lage seien, alles zu machen. Die neuen Anwendungen brächten etwas Realitätssinn in die Vorstellung von Expertensystemen.