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Kirchs Schulden werden jeden Tag mehr

18.02.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nachdem die Kirch-Gruppe laut einer Studie doppelt so hohe Verpflichtungen als bisher angenommen aufweist, droht die Auffanglösung der Gläubigerbanken zu platzen. Dem "Wall Street Journal Europe" zufolge geht ein an dem Rettungsplan beteiligtes Finanzinstitut in einer interne Studie von Schulden in Höhe von 13 Milliarden Euro aus - acht Milliarden Euro an Krediten sowie weitere fünf Milliarden Euro an anderen Verbindlichkeiten. Dies seien nur die Schulden, die man nachweisen konnte, zitiert die Wirtschaftszeitung einen Mitarbeiter der Gläubigerbank. Kirch hat bisher noch nie offiziell Angaben zum Stand seiner Schulden gemacht. Branchen-Kenner gingen aber bisher von rund sechs Milliarden Euro aus. Ein Sprecher der Mediengruppe wollte keinen Kommentar dazu abgeben.

Zunächst gelang es Kirch jedoch am Wochenende, fast alle Gläubiger zu einer Aufrechterhaltung ihrer Kreditlinien zu bewegen. Darunter war auch die DZ Bank, bei der Kirch mit 400 Millionen Euro in der Kreide steht. So konnte der Medienmogul die fällige Rate von 100 Millionen Euro für die Bundesliga-Übertragungsrechte am Freitag doch noch überweisen. Mit der Deutschen Bank liegt Kirch derzeit über Kreuz. Deren Vorstandssprecher Rolf Breuer hatte vor kurzem erklärt, er halte Kirch nicht mehr für kreditwürdig. Berichten zufolge erwägt der 70-jährige Unternehmer, gegen den Bankenchef wegen Kreditschädigung gerichtlich vorzugehen.

Auch bei dem Plan der HypoVereinsbank und der Dresdner Bank, Kirchs 40-prozentigen Anteil am Springer-Konzern für 1,1 Milliarden Euro abzukaufen, gibt es Schwierigkeiten. Zwar haben sich Medienberichten zufolge die beiden Finanzinstitute am Wochenende mit dem Medienmogul geeinigt. Laut "Handelsblatt" wollen die beiden Banken allerdings auf die Jahresbilanz des Verlagshauses warten. Der Springer-Verlag wird am morgigen Dienstag zum ersten Mal in der Firmengeschichte rote Zahlen vorlegen müssen. Kirch hingegen versucht offenbar, mehr als die zugesagten 1,1 Milliarden Euro herauszuschlagen, da dieser Betrag gerade einmal für die Begleichung der Schulden bei der Dresdner und der Deutschen Bank ausreichen würde. Sollte Murdoch im Oktober seine Verkaufsoption für den 22-prozentigen Anteil an "Premiere World" einlösen und rund 1,7 Milliarden Euro einfordern, hätte Kirch erneut Probleme. Spekulationen zufolge will der Medienkonzern nun auch noch den für Juni geplanten

Börsengang von Kirchmedia aufschieben.

Den Verkauf eines Teils des spanischen TV-Senders Telecino konnte Kirch dagegen nahezu abschließen. Allerdings muss der Unternehmer die erwarteten rund 360 Millionen Euro gleich an die Dresdner Bank weitergeben, zur teilweisen Tilgung eines 460 Millionen Euro schweren Kredits. Einem Bericht der spanischen Wirtschaftszeitung "Expansión" zufolge wird Kirch in den nächsten Tagen die verbleibenden neun Prozent an Telecino für rund 216 Millionen Euro an spanische Privatinvestoren verkaufen. (mb)