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Kim Schmitz kommt mit Bewährungsstrafe davon

28.05.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bei seiner Gerichtsverhandlung am gestrigen Montag halfen Kim Schmitz alias "Dr. Kimble" weder Unschuldsbeteuerungen noch sein Rechtsanwalt: Der Ex-Hacker und ehemalige Internet-Unternehmer wurde wegen Insider-Handels mit Aktien in elf Fällen zu einer Bewährungsstrafe von 20 Monaten verurteilt. Außerdem verhängte das Amtsgericht München eine Geldstrafe von 100.000 Euro. Richterin Regina Holstein entsprach damit der Forderung der Staatsanwaltschaft. Allerdings kam Schmitz mit einem blauen Auge davon: Die mögliche Höchststrafe für das Vergehen liegt bei fünf Jahren Haft. Als Grund für das vergleichbar milde Urteil führte die Richterin ein umfangreiches Geständnis und die Tatsache an, dass Schmitz bereits vier Monate in Untersuchungshaft saß. Außerdem spreche eine "günstige Sozialprognose" für ihn. Schmitz kündigte an, er werde die Bewährungsfrist im Ausland verbringen. Er will damit

vermeiden, durch Vergehen wie Fahren ohne Führerschein doch noch hinter Gittern zu landen.

Schmitz wurde vorgeworfen, er habe durch betrügerische Geschäfte mit Aktien des Online-Schnäppchenjägers Letsbuyit.com (LBI) einen Kursgewinn von rund 1,2 Millionen Euro erzielt. Laut Anklage hatte der Drei-Zentner-Mann Anfang vergangenen Jahres angekündigt, seine Kimvestor AG werde mit einer Finanzspritze das in Liquiditätsschwierigkeiten steckende Unternehmen retten. Als Gegenleistung sollte der LBI-Vorstand eine positive Adhoc-Mitteilung herausgeben. Nach der Veröffentlichung der Pflichtmitteilung kletterte der Kurs der Internet-Firma im Januar 2001 innerhalb eines Tages um über hundert Prozent in die Höhe. Daraufhin sei es Schmitz gelungen, seine für 375.000 Euro gekauften Aktien für rund 1,5 Millionen Euro wieder abzustoßen. Schmitz rechtfertigte sich, er habe keine Sekunde daran gezweifelt, dass sein Handel mit Aktien legal gewesen sei. Den Vorwuft des Insider-Handels kenne er nur aus Hollywood-Filmen.

Im Januar diesen Jahres floh Schmitz vor der Justiz und seinen Gläubigern aus dem Münchner Rotlichtmilieu nach Bangkok. Kurz danach wurde er dort von der thailändischen Polizei in einem Nobelhotel festgenommen. Bis zur Verhandlung saß er im Gefängnis München-Stadelheim in Untersuchungshaft. (mb)