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Kieler Ministerium dementiert: Kein Notfallplan für Mobilcom

01.03.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das Wirtschaftsministerium in Schleswig-Holstein und die Kieler Landesbank arbeiten offenbar doch nicht an einem heimlichen Rettungsplan für den Büdelsdorfer Mobilfunkanbieter Mobilcom. Presseberichten zufolge hat eine Sprecherin des Ministeriums eine entsprechende Meldung des "Handelsblatts" dementiert. So habe zwar ein vertrauliches Gespräch mit Mobilcom-Chef Gerhard Schmid statt gefunden, dies könne jedoch nicht mit der Entwicklung eines Notfallplans gleichgesetzt werden. Auch die Landesbank erklärte heute in Kiel, dass sie im Falle eines Ausstiegs des Großaktionärs France Télécom nicht als Partner einspringen und auch keine Aktien übernehmen werde - egal von welchem Anteilseigner. Die Düsseldorfer Wirtschaftszeitung hatte am Donnerstag in ihrer Online-Ausgabe über

entsprechende Überlegungen des schleswig-holsteinischen Wirtschaftministers Bernd Rohwer berichtet.

Hintergrund ist die bekannt gewordene Forderung der französischen Regierung, dass France Télécom sein finanzielles Engagement beim UMTS-Netzaufbau der Büdelsdorfer beenden soll, um eine noch höhere Verschuldung zu vermeiden (Computerwoche online berichtete). Der Carrier aus dem Nachbarland hat nach Schätzungen bereits rund 4,2 Milliarden in Mobilcom investiert, insgesamt soll sich die Belastung auf bis zu 15 Milliarden Euro belaufen. Nach den Plänen des deutschen Partners sollen davon bereits bis 2005 etwa 2,5 Milliarden Euro ausgegeben werden. Der halbstaatliche TK-Konzern ist bereits mit rund 65 Milliarden Euro verschuldet und hält eine Finanzspritze von nur einigen hundert Millionen Euro für realistisch (Computerwoche online berichtete). Aufgrund der Unstimmigkeiten

laufen seit zirka zwei Wochen öffentlich ausgetragene Diskussionen über die Reichweite des im Frühjahr 2000 abgeschlossenen Kooperationsvertrags.

Sollte es France Télécom gelingen, sich aus der Vereinbarung herauszuwinden, droht Mobilcom im schlimmsten Fall sogar die Pleite. Der Büdelsdorfer Bürgermeister Jürgen Hein befürchtet daher eine "regionalpolitische" Katastrophe, da rund 2000 Mobilcom-Arbeitsplätze in Schleswig-Holstein sowie weitere Stellen bei den Zulieferern gefährdet wären. Insgesamt beschäftigt der Mobilfunkanbieter bundesweit rund 6000 Menschen. (mb)