IT-Strategien: Flexible Governance gesucht
Es braucht keine Glaskugel, um zu prophezeien, was die IT-Verantwortlichen im Jahr 2013 beschäftigen wird: Die Herausforderungen heißen Cloud Computing, Big Data, Mobility und Consumer-IT, worunter auch die Nutzung sozialer Medien fällt. Auf diese Themen hat sich die Analystenzunft schon seit Monaten geeinigt. Aber diese trockenen Begriffe erzählen nichts von den eigentlichen Veränderungen, die sich in den IT-Bereichen vollziehen. So begünstigen die leicht zugänglichen Cloud-Services das, was häufig als "IT-Einkauf mit der Checkkarte" tituliert wird. Mit diesem Schlagwort karikieren IT-Fachleute die ihrer Ansicht nach dumme Angewohnheit der Business-Bereiche, funktionale IT-Dienstleistungen, beispielsweise CRM-Unterstützung, direkt vom Provider zu kaufen.
Auch die Endanwender machen sich zunehmend selbständig. Sie wollen nicht nur ihre privaten Endgeräte dienstlich nutzen, sondern auch nach Belieben Apps herunterladen, mit denen sie sich die Arbeit erleichtern. Ein striktes Veto wird bei den Anwendern nichts erreichen als eine noch dunklere Schatten-IT. Das ungleich bequemere Abnicken verbietet sich aus Gründen der IT-Effizienz und letztlich auch der Unternehmensräson. Im kommenden Jahr werden die Chefs also verstärkt darüber nachdenken müssen, wie sie ihre IT-Governance-Richtlinien an die neuen Realitäten anpassen können. (qua)
Security: Speicherort ist zweitranging geworden
Der Security-Trend für das Jahr 2013 scheint klar: Es geht weg vom geräte- und systemzentrierten Sicherheitsansatz hin zu einer daten- und nutzerzentrierten Sichtweise. Wo welche Daten liegen, ist zweitrangig geworden - sieht man einmal von Compliance-Vorschriften und anderen Datenschutzgesetzen ab. Wichtig ist nunmehr, wie sich die Daten an sich schützen lassen - ob in der Cloud, auf dem Smartphone, auf der heimischen NAS, im virtualisierten Rechenzentrum oder auf dem Mainframe. Dass die Menge an Daten nicht gerade schrumpft, macht diese Idee zu einer umso größeren Aufgabe für Hersteller, Unternehmensanwender und jeden einzelnen Mitarbeiter.
Jeder von uns produziert heute so viele Daten wie noch nie und greift auf so viele fremderzeugte Daten zu wie noch nie. Datenanalyse führt zu Datenklassifizierung führt zu Datensicherheit und Datenschutz. Führt aber auch zu neuen Berufen wie Data Scientist, Data Analyst und Data Security Officer. Die Perimetersicherheit mit den guten alten Firewalls, Virenscannern, Intrusion-Detection/Prevention-Systemen hat langsam, aber sicher ausgedient. Rudimentär wird sie zwar noch eine Zeit lang überleben - die große Geige spielen mittelfristig aber die Themen Verschlüsselung, Zugriffsschutz, Datenabflusskontrolle/DLP und digitales Rechte-Management. Dahinter steckt auch eine Hoffnung, die Spezialisten schon lange hegen: IT-Security wird Commodity. Und das sollte im Interesse aller liegen. (sh)
- CW-Prognosen 2013
In den Prognosen für das neue Jahr, hinterfragen die CW-Redakteure so manche Trends und wagen selbst einen Blick in die Zukunft. - Martin Bayer: Das Jahr der Wahrheit
"Die Softwarebranche steckt mitten im Umbruch. Mit der wachsenden Akzeptanz von Cloud Computing auf Seiten der Kunden, den neuen Herausforderungen rund um Big Data sowie der explosionsartig wachsenden Verbreitung mobiler Devices verschieben sich die Parameter, die in den vergangenen Jahren den Rahmen des Softwaremarktes bestimmt haben." - Hans Königes: Wieviel Flexibilität darf es sein?
"So sicher wie das Amen in der Kirche wird die zunehmende Flexibilisierung in der Arbeitswelt – mit all ihren Facetten und Konsequenzen - auch dieses Jahr ein bestimmendes Thema sein." - Joachim Hackmann: Das Ende des Outsourcings
"In dem Maße, wie die IT Produkte, Maschinen und Prozesse in den Unternehmen durchdringt, ist mehr Know-how erforderlich. Fachwissen, das früher ausgelagert wurde, gewinnt wieder an Bedeutung." - Wolfgang Herrmann: Mehr Effizienz durch Virtualisierung und Deduplizierung
"Im Data Center und nicht nur dort haben vor allem zwei Schlüsseltechnologien mehr Effizienz gebracht: Virtualisierung und Deduplizierung. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen." - Jürgen Hill: SDN ist das neue Schlagwort
"Fast alle namhaften Hersteller ließen bislang durchklingen, dass sie im ersten Halbjahr 2013 SDN-Strategien vorstellen wollen. Doch die Anbieter tun sich noch schwer, die Vorteile auf den Punkt zu bringen. Anwender sollten also auf alle Fälle einen SDN-Reality-Check machen." - Manfred Bremmer: Die Rückkehr zur Normalität
"Nach dem 'Schneller, höher, weiter' der vergangenen Jahre hat der Mobile-Bereich langsam eine Verschnaufpause verdient. Zumindest in den westlichen Industrieländern kündigt sich allmählich eine Sättigung bei Smartphones und Tablets an und auch dem Wettrüsten der Hersteller sind Grenzen gesetzt." - Simon Hülsbömer: Weniger über IT-Sicherheit als eigene Disziplin nachdenken
"Es geht dieses Jahr weg vom geräte- und systemzentrierten Sicherheitsansatz hin zu einer daten- und nutzerzentrierten Sichtweise. Wo welche Daten liegen, ist für die Anwender zweitrangig geworden – sieht man einmal von Compliance-Vorschriften und anderen Datenschutzgesetzen ab." - Karin Quack: Flexible Governance gesucht
"Im kommenden Jahr werden die Chefs verstärkt darüber nachdenken müssen, wie sie ihre IT-Governance-Richtlinien an die neuen Realitäten anpassen können."
Mobile Computing: Die Rückkehr zur Normalität
Nach dem "Schneller, höher, weiter" der vergangenen Jahre hat der Mobile-Bereich langsam eine Verschnaufpause verdient. Zumindest in den westlichen Industrieländern kündigt sich allmählich eine Sättigung bei Smartphones und Tablets an, und auch dem Wettrüsten der Hersteller sind Grenzen gesetzt. Nicht nur Apple scheint einen Gang herunterzuschalten, generell sind bahnbrechende Neuentwicklungen in dem Bereich kaum zu erwarten - und das ist auch gut so: Insbesondere die IT-Entscheider in Unternehmen hoffen, dass sich die Produktzyklen mittelfristig auf ähnlich lange Zeiträume wie bei PCs einpendeln werden.
Nun, da vielfach Mobility-Strategien neu überdacht und Lösungen zur Geräteverwaltung ausgerollt werden, brauchen IT-Verantwortliche Planungssicherheit. Sie müssen wissen, welche Features sich durchsetzen und welche mobilen Plattformen über kurz oder lang relevant sein werden. Im Blick ist dabei besonders der kanadische Hersteller Research in Motion, der mit dem vielversprechenden Blackberry 10 sein Comeback versucht. 2013 könnte aber auch zum Schicksalsjahr für Nokia werden: Schaffen es die Finnen mit Windows Phone 8 wieder in die vordere Reihe, oder gehen sie dem neuen Microsoft-Betriebssystem unter? (mb)
Netzwerk: SDN ist das neue Schlagwort
Nach Buzzwords wie Cloud Computing oder ByoD wird das Networking-Jahr 2013 vor allem ein Hype-Begriff prägen: SDN. Ähnlich wie die Cloud gilt das "Software Defined Networking" als ein Wunderheilmittel, um die Kosten zu senken und dennoch flexibel auf sich ändernde Anforderungen reagieren zu können. Fast alle namhaften Hersteller ließen bislang in Gesprächen durchklingen, dass sie im ersten Halbjahr 2013 entsprechende Strategien vorstellen wollen. Das verspricht eine interessante Zeit zu werden, denn noch tun sich die Anbieter schwer, die Vorteile für den Anwender auf den Punkt zu bringen. Und die Branche definiert SDN unterschiedlich. Anwender sollten also auf alle Fälle einen SDN-Reality-Check durchführen.
Das Bandbreitenrennen wird auch 2013 weitergehen. Auf lokaler Ebene steht mit 802.11ac eine Funktechnik in den Startblöcken, die im lokalen WLAN Bandbreiten im Gigabit-Bereich verspricht. Allerdings sollten Early Adaptors Vorsicht walten lassen, denn die Branche munkelt, dass die ersten Chipsätze nicht alle Vorteile des 802.11ac-Standards, etwa wie Multi-MIMO, unterstützen.
Spannend dürfte auch die Weiterentwicklung von DSL werden. Setzt sich DSL-Vectoring durch und erhält damit die Telekom durch die Hintertüre ihr Monopol auf die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) zurück? Oder sind die Tage der TAL bereits gezählt, da sie dank LTE- und Glasfaserausbau immer mehr an Bedeutung verliert? (hi)