Kennen Sie Ihre Personalkosten?

07.02.1975

Jedesmal wenn man an die Personalkosten denkt, fallen einem die nächsten Tariferhöhungen ein, weil sich dann zwangsläufig wieder die Personalkosten erhöhen werden. Hier sind jedoch nicht nur Löhne und Gehälter zu berücksichtigen, richtig teuer wird es erst, wenn man auch die ganzen Umlagen und Soziallasten mit in die Analyse einbezieht.

Analyse der Kostenarten

Zu den Personalkosten zählen eine Vielzahl von Kostenarten, auf die im Rahmen dieses Artikels eingegangen werden soll. Nur durch die Analyse und Kenntnis dieser Kostenarten sind sinnvolle Personalentscheidungen im EDV-Bereich möglich. Hiermit hängt direkt die Frage eines Beratereinsatzes für spezielle Vorhaben zusammen. Zudem kann anhand der eigenen Kosten überprüft werden, ob ein Beratungsangebot lohnend ist oder nicht, wenn man es aus der Kostensicht beurteilen muß.

Was zählt nun alles zu den Personalkosten im EDV-Bereich?

1. Alle Gehälter und Löhne incl. der anfallenden Überstunden. Speziell bei den Überstunden kann in vielen Fällen der Hebel angesetzt werden. Organisatoren und Programmierer machen gerne Überstunden, um sich ein paar Mark dazuzuverdienen. Allerdings muß die Gehaltsstruktur bereinigt werden, ehe man mit Gewalt Überstunden abkappt.

2. Zusatzbezüge, Tantiemen oder Erfolgsbeteiligungen sind bei Führungskräften in der EDV üblich, damit das monatliche Gehalt scheinbar zu anderen leitenden Angestellten des Hauses vergleichbar bleibt. Diese Werte müssen berücksichtigt werden, auch wenn sie etwa auf der Kostenstelle der Geschäftsleitung geführt werden.

3. Tarifliche Urlaubsgelder sind heute in vielen Tarifverträgen eingeführt, das gleiche gilt für Weihnachtsgelder oder Treueprämien oder wie man auch immer diese Vergütungen nennt. Alle diese Zahlungen sind Zuwendungen an die Arbeitnehmer und sind entsprechend zu berücksichtigen. Es wäre für alle Beteiligten besser, wenn man generell von Jahresvergütungen ausgehen würde. Dies würde de Übersicht erheblich erleichtern.

Abfindung berücksichtigen

4. Es kann vorkommen, daß man sich von unliebsamen Mitarbeitern trennt und dieser eine steuerfreie Abfindung erhält. Auch solche Werte sollten in die Kosten einbezogen werden.

5. Prämien für Verbesserungsvorschläge sind bei EDV-Personal selten, weil es ja zu deren Job gehört, Verbesserungen vorzuschlagen und zu realisieren.

6. Reisekosten (für Seminare, Schulungen, Erfahrungsaustausch, aber auch zur Abstimmung bei dezentral orientierten Projekten) können sich zu entsprechenden Summen aufaddieren, wenn man nicht den Daumen auf diesen Kosten hält. Jeder Programmierer möchte doch

so gerne mal im Hilton oder Interconti übernachten. Was macht's schon, wenn die Übernachtung 100 Mark kostet, die Firma bezahlt's ja. Hier läßt sich einiges vermeiden.

Fluktuation ist teuer

7. Kosten für die Personalbeschaffung gehen schwer ins Geld. Man sollte sie eventuell über mehrere Jahre verteilen, wenn ein entsprechender Nachholbedarf oder Neubedarf für zusätzliche Projekte vorhanden ist.

8. Schulungskosten steigen ständig, seitdem fast alle Lehrgänge und Kurse zu bezahlen sind. Je rascher der technologische Fortschritt, um so mehr werden diese Kosten ansteigen.

9. Beiträge für Zeitungen sind auch nicht zu verachten. Man sollte sich auf die wirklich guten Zeitschriften beschränken.

10. Telefon und Porti sind in einer EDV keine großen Posten, es sei denn, daß man jedem einen Apparat mit Fernamt zur Verfügung stellt und sich nicht um diese Kosten kümmert.

11. Lohnsummensteuer und sonstige Abgaben, die vom Arbeitgeber aus steuerlicher Sicht zu tragen sind, müssen mit eingerechnet werden.

Teure Sozialleistungen

12. Alle Sozialabgaben, die vom Arbeitgeber getragen werden, sind zu berücksichtigen (hierzu zählen speziell die Beiträge zur Rentenversicherung, Arbeitslosen- und Krankenversicherung).

13. Kalkulatorische Rücklagen für Altersversorgung machen auch Geld aus, obwohl EDV-Kräfte meist noch jung sind.

14. Gruppenversicherungen für Unfall, Invalidität etc. sind mit einzubeziehen.

15. Schließlich ist eine Vielzahl von Umlagen durchzuforsten, etwa interne Sozialdienste, Kantine, Büromaterial, Vervielfältigung, Personalbereich etc.

Man sollte hier einmal bestimmte Verrechnungswerte ermitteln, die man dann von Zeit zu Zeit an die Kostenentwicklung anpaßt. Wer einmal die Personalkosten nach diesen 15 Kostenartengruppen zusammengestellt hat, wird sich wundern, wie teuer sein EDV-Personal in Wirklichkeit ist. Es ist eben keine Seltenheit, daß zum Gehalt noch 50 Prozent oder mehr an Drumherum dazukommen. Jeder EDV-Leiter sollte seine Personalkosten kennen, um die Entwicklung dieses Kostenblocks wirksam in den Griff zu bekommen.