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Ken Olsens neue Firma bringt große Vax-Clones auf den Markt

06.09.1996

Olsens neue Firma Advanced Modular Solutions Inc. in Acton, Massachusetts, versucht mit High-end-Geräten die Kundschaft davon zu überzeugen, daß es manchmal besser und billiger ist, die bestehenden DV-Anlagen per Upgrade aufzubessern, als eine völlig neue Technologie einzuführen.

Der Zeitpunkt für die Olsen-Initiative scheint günstig: Digital Equipment wird aller Voraussicht nach demnächst mit dem letzten Vax-Upgrade auf den Markt kommen. Nach Ansicht von Dave Nesbit, Vax-Programm-Manager bei Advanced Modular, bewegt sich DEC viel zu schnell von der Vax-Produktlinie weg. Die große Vax-Gemeinde werde "bald ohne Organisation dastehen, die ihre Produkte und Applikationen unterstützt", äußerte Nesbit gegenüber der CW- Schwesterpublikation "Computerworld".

Für die IBM baut Advanced Modular die im vergangenen Jahr vorgestellten "7596 Cross-Platform-Server", die in einem Gehäuse Vax-, RS/6000- und Pentium-Platinen enthalten. Vax/ VMS- Applikationen sollen dank der Software "Distributed Resource Broker" mit AIX oder Windows koexistieren können. IBM versucht mit den rund 40000 Dollar teuren Geräten die DEC-Kundschaft, die weder auf die Vax-Rechner verzichten noch auf die Alpha-Architektur umsteigen will, auf ihre Seite zu ziehen.

Analysten beurteilen die Erfolgsaussichten der 1992 gegründete Advanced Modular Solutions allerdings skeptisch: Zum einen steigen die Kosten für die Ausbildung der Mitarbeiter, für Wartung und die Unterstützung von Legacy-Anlagen weiter andererseits können proprietäre, alte Systeme in puncto Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mit modernen Maschinen Schritt halten. "Irgendwann kommt der Punkt", so ein Analyst, "ab dem die Anwender die alte Anlage auf den Müll werfen."