Keine Praeferenz fuer R/3, Comet oder Triton erkennbar SNIs Schaukelpolitik treibt Wini Bueromoebel in die Arme von HP

19.08.1994

COPPENBRUEGGE/MUENCHEN (jm) - Die Wini Bueromoebel aus Coppenbruegge wagte den Dreisprung: Vor drei Jahren erst trat sie aus der proprietaeren MPE-Welt von Hewlett-Packard (HP) heraus und mit einem "RM600"-Server in die Unix-Systemumgebung der Siemens- Nixdorf Informationssysteme AG (SNI) ueber. Nun verabschiedete sie sich wieder von Sinix und setzt mit der Standardsoftware "Triton" auf HP-UX.

Die Niederlage hat sich SNI nach Aussagen von Joerg Sabinarz, DV- Leiter bei Wini, selbst zuzuschreiben. Vor- und Nachteile der unterschiedlichen RISC-Prozessorhardware - "Die RM600 ist eine gute Maschine" - haetten praktisch keine Rolle im Entscheidungsprozess der Niedersachsen gespielt.

Die SNI stellte sich, so Sabinarz, selbst ein Bein durch ihre mangelnde Entschlussfreudigkeit, im eigenen Haus endlich klar Schiff zu machen. Obwohl die Space Info Systems GmbH - deutsche Tochter der Triton-Designer Baan International B.V. - Systempartner der SNI ist, konnten die Paderborner dies im Wettbewerb gegen HP nicht in die Waagschaale werfen.

Vielmehr geriet den Nachlassverwaltern Nixdorfs gerade das Recht, die R/3-Konkurrenzsoftware vertreiben zu duerfen, eher zum Nachteil. Sabinarz ueber den missglueckten Spagat nach ostwestfaelischer Art: "Die SNI kann sich bis heute nicht entscheiden, welchem der drei Anwendungspakete Triton, R/3 oder Comet sie ihre Gunst schenken soll."

Waehrend SNI hier nur "mit halbem Herzen bei der Sache ist - Triton laeuft da so nebenher" (Sabinarz) und viel von ihrem Software- Engagement aus den Kompetenzzentren in die Werksvertretungen verlagert habe, gehe HP im Boeblinger Triton-Kompetenzzentrum ganz anders zu Werk. Lobt der DV-Chef: "Die kuemmern sich gar nicht um den Vertrieb von Triton, sondern um die Frage, wie die Baan- Software optimal auf der HP-Plattform laeuft."

SNI war ueberhaupt nicht bezahlbar

Sabinarz kritisiert auch SNIs Produktpolitik: Fatal wirke sich aus, jedes Jahr ein neues Hardwaresystem zu praesentieren, "das in gewisser Weise nicht abwaertskompatibel ist". Neue Teile etwa koenne man in aelteren Modellen nicht einsetzen.

Unangenehm sei etwa, dass er fuer seine erst zweieinhalb Jahre alte RM600-Maschine am Markt keine Neuteile mehr bekomme, sondern auf Lagerbestaende angewiesen sei.

Entscheidende Bedeutung fuer das Votum gegen die SNI sei letztlich den eingeschraenkten Ausbauoptionen von Peripheriekomponenten wie Hauptspeicher oder Plattensystemen zugekommen, die sich die Paderborner zudem extrem hoch honorieren lassen, "dafuer kann ich mir einen neuen Rechner kaufen", so Sabinarz missbilligend. HP verfahre beim Konzept der 9000er-Server-Familien der Serie 800 ganz anders: Deren E-, G-, H-, I- und T-Modelle kennzeichne der freie Austausch von Subkomponenten zwischen den Systemlinien. Das gelte etwa fuer DAT-Magnetbandlaufwerke, Festplatten oder Prozessorplatinen.

Hier muesse die SNI passen:

"Ich kann bei RM400-Servern beispielsweise nicht die gleichen Platten nutzen wie bei den leistungsstaerkeren RM600-Hosts", meint Sabinarz. Der Sprung in die naechsthoehere Rechenleistungskategorie komme einen zudem bei der SNI-Peripherie unverhaeltnismaessig teurer zu stehen - was fuer Triton-Anwender insofern von Bedeutung sei, als diese Anwendung vor allem nach schnellen und grossen Hauptspeichern und Festplatten giere.

Der DV-Verantwortliche des Bueromoebelherstellers hob darueber hinaus hervor, die Auswahl an Zusatzkomponenten sei bei HP - auch auf dem Third-party- und Gebrauchtmarkt oder bezueglich Software-Tools - viel attraktiver als bei der SNI.

Auch bei zunehmend wichtigeren Technologien wie etwa FDDI langten die Paderborner gehoerig zu: "SNI war diesbezueglich - nehmen Sie so etwas Banales wie einen FDDI-Controller - Anfang des Jahres ueberhaupt nicht bezahlbar." Das habe sich zwar gebessert, trotzdem liege SNI immer noch sehr hoch im Preis. Auch hier biete HP wesentlich guenstigere Konditionen.