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Keine Angst vor Microsoft und Co.

12.02.2003
Von Günter Köster
Günter Köster, CIO von Dynamit Nobel, ist ein überaus umgänglicher Typ. Wenn er sich jedoch über Technokraten, Monopolisten und Kulturverhinderer ärgert, findet er deutliche Worte.

Dynamit Nobel hat sich aus dem Geschäft mit explosiven Stoffen weitgehend zurückgezogen. Intern bietet der Chemie- und Werkstoffkonzern jedoch Herausforderungen, für deren Bewältigung eine Portion Sprengkraft hilfreich sein kann. Dazu zählt der Posten von Günter Köster, dem Chief Information Officer (CIO) der Konzerngruppe.Wie fast alle IT-Fürsten in Großunternehmen steht er vor dem schwierigen Spagat, einerseits die Kosten zu senken und andererseits nicht nur die bestehenden Systeme zu verbessern, sondern zusätzlich neue Strategien und Perpektiven zu erschließen. Dabei verweigert er sich einfachen Lösungen, Patentrezepte für die Gestaltung der „digitalen Nervensysteme“ lehnt er ab.Die derzeitige Krise sieht Köster beispielsweise auch als Chance, Standardisierungs- und Konsolidierungsprojekte umzusetzen: „In guten Zeiten will sich da niemand ohne Not Feinde machen.“

Auch mit eindeutigen Botschaften an die großen Hersteller hält sich Köster nicht zurück: „Microsoft muss wieder lernen, dass - insbesondere in rezessiven Perioden - der Kunde im Mittelpunkt steht.“ Es gebe einige Alternativen, für die sich Unternehmen mittelfristig entscheiden würden, wenn Microsoft, SAP und andere ihre derzeitigen Strategien aufrechterhielten. In einem Online-Diskussionsforum für CIOs gab er Kollegen den Rat, in einen offenen Dialog zu treten, um die Monopolisten zum Umdenken zu bewegen. Als wichtigste Voraussetzung für die faire Bewertung des Beitrags der IT zum Geschäftserfolg nennt Köster die Transparenz: „Was sich nicht messen lässt, kann man auch nicht verändern.“ Der 47-Jährige ist ein strikter Gegner der Ansicht, die IT sei in erster Linie ein Kostenverursacher. Vielmehr betrachtet er sie als zunehmend ausschlaggebenden Wirtschaftsfaktor und „Lebenselixier“ atmender Unternehmen. Seine Rolle als CIO definiert er als Unternehmer, Innovator und Integrator im globalen Unternehmensnetzwerk.

Privat engagiert sich der Bücherwurm und passionierte Fallschirmspringer gegen Ausländerfeindlichkeit. Daneben liegt ihm die Erhaltung bedrohter Tierarten sowie die artgerechte Tierhaltung am Herzen. Aber auch für weitaus profanere Dinge kann sich Köster begeistern. Als er für einen Fototermin auf einem 7er BMW der neuesten Baureihe Platz nahm, kam er ob des exquisiten Sitzmöbels schon sehr ins Schwärmen.