Keine aktive Nachricht

11.01.2005

Heute geht es um Diplomatie. Richtig, wir meinen die Pressestellen großer Unternehmen, die immer wieder vor der Herausforderung stehen, einerseits neugierige Journalisten zufrieden zu stellen und so eine "gute Presse" zu erzeugen, andererseits aber im Sinne des eigenen Unternehmens zu "kommunizieren". Das ist ein Drahtseilakt. Den besten Job machen dabei die Pressesprecher, die die Wahrheit nicht kennen und ausschließlich das von ranghöheren Kollegen zur Kommunikation Freigegebene kommunizieren.

Ein Beispiel. Ein angesehenes Sonntagsblatt schrieb kürzlich, Siemens werde am Standort München 1000 Mitarbeiter entlassen. Man sollte eigentlich davon ausgehen, dass eine Pressestelle die Frage "Ist es richtig, dass Sie 1000 Beschäftigte feuern wollen?" schnell und präzise beantworten kann. Ein Anruf im Münchner Headquarter zeigte aber, dass es so einfach nun doch nicht ist. Der Mitarbeiter sagte: "So eine Entscheidung kennen wir nicht" und ließ den Interviewer etwas ratlos zurück. "Ja oder nein?", wiederholte der seine Frage, doch die Antwort lautete, "es gibt keine Entscheidung zu diesem Thema".

"Gibt es diesbezüglich denn eine Entscheidungsvorlage?", nervte der Störenfried weiter und handelte sich damit eine Antwort ein, die nun eingerahmt auf seinem Schreibtisch platziert ist: "Es gibt keine aktive Nachricht zu diesem Thema!" Nun fragen wir Sie, lieber Leser: Sieht so ein Dementi aus? Wir wissen es nicht und verweisen achselzuckend auf die passive Nachricht, die uns durch unser Sonntagsblatt zuteil wurde.