Kein Vertrauen in die Mitarbeiter

10.03.2005
Viele Führungskräfte sind von den Fähigkeiten des Personals nicht überzeugt. Investitionen in Weiterbildung sind angesagt.

In Firmenpräsentationen steht oft der Satz "Unsere Mitarbeiter sind unser Kapital". Dies ist aber oft ein reines Lippenbekenntnis, wie Accentures "High Performance Workforce Studie 2004" beweist, in der 244 Führungskräfte aus sechs Ländern zum Thema Human-Resources-Initiativen befragt wurden. Denn wie der Beratungs- und IT-Dienstleister herausfand, haben die Personalabteilungen intern meist einen schlechten Stand.

Insgesamt sind die befragten Führungskräfte nicht davon überzeugt, dass ihre Unternehmen über die notwendigen Fähigkeiten und Talente verfügen, um herausragende Leistungen zu erbringen. Nur jeder fünfte Manager geht davon aus, dass drei Viertel oder mehr ihrer Mitarbeiter die strategischen Firmenziele verstehen. In Deutschland vertritt nur knapp jeder Zehnte diese Meinung. Nach Aussage von 41 Prozent der Führungskräfte verfügt weniger als die Hälfte der Beschäftigten über dieses Verständnis.

Chefs klagen über Mitarbeiter

Noch problematischer sind die Ergebnisse in Bezug auf die Leistung des Personals. Fast 40 Prozent der Studienteilnehmer schätzen die allgemeine Qualifikation ihrer Mitarbeiter als durchschnittlich oder unterdurchschnittlich ein. Nur 17 Prozent halten diese für branchenführend.

Beim Thema Führungskompetenz ist sich die Mehrheit der Manager einig: Fast zwei Drittel sehen diesen Punkt als sehr wichtig an, um den Herausforderungen des Marktes gewachsen zu sein. Gleichzeitig geben aber nur acht Prozent an, dass ihre Unternehmen sehr gut darin seien, effektive Führungsstrukturen und -persönlichkeiten zu entwickeln.

Die überwiegend negative Einschätzung des Personalbereichs liegt laut Accenture nicht nur am mangelhaften Informationsstand der Mitarbeiter, sondern vor allem in einer häufig nicht ausreichend entwickelten Personal- und Trainingsorganisation.

Kaum Trainings und Qualifizierung

Während zwei Drittel der Befragten die Bedeutung von HR-Strukturen hinsichtlich Produktivitätsentwicklung, Anpassungsfähigkeit und Change-Management betonen, sind lediglich zwölf Prozent mit den dort erzielten Ergebnissen sehr zufrieden. Eine ähnlich schlechte Bewertung erfahren die Trainingsinitiativen: Zwar halten die Führungskräfte eine Verknüpfung von Lernstrategien mit den Unternehmenszielen für wichtig, aber nur 16 Prozent geben ihren eigenen Programmen die Note "sehr gut".

Auch die IT könnte der Studie zufolge besser genutzt werden. Nur neun Prozent der Führungskräfte erklären, dass moderne Technologien ihre HR-Aktivitäten sehr gut unterstützen. Lediglich sieben Prozent bestätigen dies auch im Fall von Trainingsinitiativen.

Rund 40 Prozent der Unternehmen setzen im nächsten Jahr wieder auf Wachstum und wollen weniger sparen. Aber nur die Firmen werden am Aufschwung teilhaben, die ihr Personal fit machen für den Wettbewerb.

"Die meisten Firmen haben sich stark auf die Reduktion ihrer Kosten konzentriert. Nun zeigt sich, dass insbesondere Personalwesen und Weiterbildung nicht wettbewerbs- fähig sind", sagt Norbert Büning von Accenture. Sein Fazit lautet: Damit Unternehmen ihre Wettbewerbsposition weiter stärken können, sollten sie Informationstechnologie im Personalbereich effektiver einsetzen, häufiger Erfolgskontrollen durchführen und, wenig verwunderlich, HR-Aktivitäten outsourcen. (ka)