Copyright-Gesetze reichen nicht aus:

Kein Schutz vor dem Profi-Dieb möglich

06.07.1984

NEW YORK (CW) - Der Bekämpfung der internationalen Software-Piraterie hat sich die Vault Corp., Kalifornien, verschrieben. Das Geschäft läuft nach Herstellerangaben wider Erwarten gut.

Das Unternehmen hat ein Software-Schutz-System entwickelt, das beim Kopieren eines Softwareprogramms auf Diskette das Programm verschlüsselt und mit Instruktionen am Beginn versieht. Diese Instruktionen werden vom Computer überprüft, bevor der Benutzer Zugriff auf die gespeicherten Informationen erhält. Nach richtiger Identifikation wird das Programm wieder entschlüsselt und der Anwender kann mit diesem Programm arbeiten. Beim Kopieren der Programme auf eine herkömmliche Diskette bleibt das Programm verschlüsselt und damit nicht ausführbar. Der Absatz der "Prolok"-Diskette nimmt nach Angaben des Präsidenten Richard B. Gordiner mehr als erwartet zu. Erst Ende des vorigen Jahres wurde die Diskette vorgestellt und den Angaben zufolge pro Monat etwa 250000 Stück verkauft.

Illegales Kopieren von Programmen wird die US-Software-Industrie in diesem Jahr nach Vault-Schätzungen zwischen 700 Millionen und 1,4 Milliarden Dollar kosten. Dies wären zwischen 20 und 40 Prozent des anvisierten Umsatzvolumens. Andere Beobachter rechnen mit noch höheren Verlusten.

Nach Angaben eines Vault-Sprechers waren die bisherigen Anstrengungen für einen Softwareschutz unbefriedigend, denn legitimierte Anwender konnten keine Back-up-Kopien anfertigen. Dies sei mit der Prolok-Diskette kein Problem. Das Prolok-System läßt sich Brotby zufolge auch auf Kreditkarten und Videobänder anwenden. Derzeit werde untersucht, wie auch ein Schutz für Magnetbänder zu bewerkstelligen sei. Auch Prolok sei nicht hundertprozentig sicher. Es sei mit einem Autozündschlüssel zu vergleichen: die meisten würden an einem Diebstahl gehindert, aber ein professioneller Dieb, der eine fortschrittliche Technologie benutze, könne nicht abgeschreckt werden. Ein hundertprozentiger Schutz sei nur durch Gesetze möglich.

Um für eine Verbesserung der entsprechenden Legislative zu sorgen, hat Brotby eine weltweite Kampagne gestartet, mit der die Regierungen ein Gesetz verabschieden sollen, das er "Software License Enforcement Act" nennt. Obwohl Software in den USA und einigen anderen Ländern derzeit durch Copyright-Gesetze geschützt ist, vertritt Brotby die Auffassung, daß der Schutz nicht ausreichend ist. Software lasse sich von hinten aufrollen, geringfügig verändern und dann legal verkaufen. In vielen Ländern hätten die Gerichte die Anwendung von Copyright-Schutz auf Software nicht akzeptiert.