Mit Personal-Informationssystemen wachsen Gefahren:

Kein pünktlicher Lohn ohne Datenbank

20.03.1981

HANNOVER (gr) - Ohne Personal-Informationssysteme sind nach Ansicht von Professor Wolfgang Kilian, Hannover, die Löhne und Gehälter nicht mehr pünktlich und exakt zu zahlen. In seiner von der Stiftung Volkswagenwerk geförderten Untersuchung, die jetzt beim wissenschaftlichen Springer-Verlag als Buch erschienen ist, weist er auch auf die Gefahren der Großintegration von Daten hin.

220 der umsatzstärksten und deutschen Industrie- und Handelsunternehmen befragten Kilian und seine Mitarbeiter nach ihren Personal-Informationssystemen. In 88,9 Prozent der Fälle werden die personenbezogenen Daten der Arbeitnehmer von Tochterunternehmen bei der Konzernmutter geführt. 91,5 der befragten Unternehmen bildeten die Muttergesellschaft eines Konzerns. Über jeden Arbeitnehmer werden zwischen 40 und 400 Einzeldaten zusammengetragen. Die antwortenden Unternehmen speichern den Untersuchungsergebnissen zufolge in ihren Personal-Informationssystemen die Daten von rund 2,2 Millionen Arbeitnehmern.

Mit der Menge der gesammelten Informationen wachsen nach Ansicht des Forscherteams auch die Gefahren des Datenmißbrauchs der Institution, die Zugriff zum System hat. Zu befürchten seien beispielsweise mittelbare Beschränkungen des Freiheitsraumes der erfaßten Personen und die Einengung ihres informationellen Selbstbestimmungsrechtes. Es bestünden mehr Möglichkeiten zur Ausübung von sozialer Kontrolle. Tradierte Entscheidungsprozesse verlagerten sich. Durch den Zugang zu den gespeicherten Daten drohe sich die Möglichkeit zum Zusammenwirken von und Betriebsrat zu verändern. Die Sammlung arbeitsmedizinischer Daten sowie die automatengerechte Leistungsbeurteilung zur Erstellung von Persönlichkeitsprofilen der Arbeitnehmer zeigen nach Ansicht der Hannoveraner Forscher am ehesten die qualitativen Änderungen auf, die mit der Umstellung von manuell geführten Personalakten auf Personaldatenbanken zusammenhängen.