Produkte für IBM PC auf der Seybold-Konferenz vorgestellt, aber:

Kein Markt für Desktop-publishing

26.09.1986

SAN FRANCISCO (CWN) - Die elektronische Hausdruckerei kommt, das Desktop-publishing macht derzeit Furore, verspricht aber keine Zukunft. Diesen Schluß zogen Anwender und Verkäufer auf der Seybold-Konferenz, einer bedeutenden Industrie-Konferenz, die kürzlich In San Francisco stattfand.

Bill Gates, Chairman des Softwareproduzenten Microsoft, zeigte auf, daß die Zahl der Leute, die etwas veröffentlichen, tatsächlich nur einen winzigen Teil des PC-Marktes ausmachen. Microsoft benutzte, die Desktop-publishing-Konferenz, um die Seitenumbruch-Erweiterung zum Textverarbeitungsprogramm "Microsoft-Word" vorzustellen. Anspruchsvolle Microcomputer-publishing-Systeme könnten möglicherweise teure "Einfunktions"-Systeme ersetzen, mit einzelnen Features wie Laser-Ausdruck und verbesserter Grafik seien die meisten Office-Anwendungen jedoch gut bedient.

Auch der Ex-Chairman von Apple Computer Inc., Steven Jobs, der für das Grafik-Interface und die Seitenumbruchsfähigkeiten des Macintosh warb, sagte, Publishing würde von der Bildfläche verschwinden, sobald die Features in anderen Anwendungen aufgegangen seien: "Das hier ist eine 600 000-Dollar-Veranstaltung, um über einen Markt zu reden, der in zwei Jahren nicht mehr existieren wird."

Eine Alternative zu den bis dato in diesem Sektor führenden Macintosh-Systemen taucht durch die Einführung zahlreicher Publishing-Programme für den IBM PC und kompatible Systeme auf. So wie der IBM-Mikro vor vier Jahren einen Markt besetzte, der durch Apple geöffnet worden war, erscheinen die Desktoppublishing-Produkte für diese Maschine jetzt allerdings erst, nachdem sie für Apples Macintosh längst verfügbar waren. Ende des Jahres soll "Pagemaker" von Aldus Corp. in Seattle zum Preis von 695 Dollar auf dem US-Markt angeboten werden.

"Ventura" Publisher von der Ventura Software Inc. aus Morgan Hill, Kalifornien, ein von der Xerox Corp. vertriebenes Produkt, wird im November erhältlich sein und 895 Dollar kosten, teilte Ventura-President John Meyer mit. Es umfaßt 20 Seitenformate, in die Text und Grafik eingefügt werden können; es liest Dateien aus einer Reihe von Textverarbeitungsprogrammen direkt ein und reformatiert nach Format-Änderungen automatisch die nachfolgenden Seiten.

Ebenfalls für den IBM PC wurde "Pagebuilder" angekündigt, ein 495 Dollar teures Seitenumbruch-Programm von White Sciences aus Teme, Arizona. Es benötigt ein auf dem Intel-8086 oder -80286 basierendes System und eine erweiterte Grafik-Adapter-Karte von IBM oder eine kompatible von Tall Tree Systems.

Zwischen einer Vielzahl von Laserdruckern mit einer Auflösung von 300 Punkten pro Zoll fiel ein 400-Punkt-pro-Zoll-System von Agfa-Gaevert zum Preis von 28 000 Dollar auf. Es produziert 16 Seiten in der Minute, wird allerdings bei schwierigen Grafikseiten langsamer, teilte OEM-Verkaufsmanager Eddy Maschalck mit. Im Januar werde es verfügbar sein; bislang habe sich jedoch noch niemand gefunden, der es auf dem US-Markt vertreiben wolle.