Schlechtes Image

Kein Grund zur Demut

19.01.2009
Von 
Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.
Obwohl in der IT nicht mehr schief geht als in anderen Bereichen hat sie ein schlechtes Image. Das lässt sich nur mit Selbstbewusstsein und Vorbeugung verbessern.

In der IT scheitern nicht mehr Projekte als in anderen Bereichen auch. Wahrscheinlich sogar weniger? Wer das für eine haltlose These hält, sollte einmal überlegen und mit den eigenen Erfahrungen in seinem Unternehmen vergleichen. Wie viele Projekte hat der Vertrieb im letzten Jahr in den Sand gesetzt? Wie oft wurden Angebote geschrieben, die kein Kunde akzeptiert hat? Wie oft wurden Leistungen angeboten, die gar nicht existierten oder zumindest nicht zu dem angegebenen Preis? Wie oft überschreitet das Marketing sein Budget? Von überzogenen Terminen ganz zu schweigen.

Christoph Witte, Herausgeber der COMPUTERWOCHE.
Christoph Witte, Herausgeber der COMPUTERWOCHE.

In der Entwicklung geht garantiert am meisten schief, aber da ist es natürlich den innovativen Dingen geschuldet, mit denen sich die Leute dort beschäftigen. In der Produktion unterlaufen wahrscheinlich die wenigsten Fehler, aber die mit den größten Auswirkungen. Und es lässt sich nicht leugnen, dass sich diese Ereignisse häufen. Denken Sie an die Achsenprobleme der Deutschen Bahn, an die bleihaltige Farbe von Mattel-Puppen oder an Netzteile für Notebooks. BMW verdreifachte seine Rückrufaktionen. Im vergangenen Jahr waren es stolze neun. 2007 nur drei. Laut Auto Service Praxis stieg bei Mercedes die Quote nicht ganz so steil, aber die Zahl der Ereignisse lag mit elf Rückrufen immerhin 57 Prozent höher als 2007 mit sieben Aktionen.

Im Vergleich waren IT-Desaster im vergangenen Jahr eher selten. Zumindest gilt das für Fehler von Anwendern. Warum hat die IT also ein so schlechtes Image und warum hängt es ihr trotz erwiesener Desaster-Unterdurchschnittlichkeit so an wie dem Wodka das Gerücht, er erzeuge keine Alkoholfahne? Dafür gibt es verschiedene Gründe: Bei fast allen wichtigen Dingen, die schief gehen können, spielt die IT eine Rolle. Gleichzeitig hat die IT immer zwei Flanken, über die sie angegriffen werden kann: Technik und Akzeptanz. Lässt sich an der technischen Realisierung kein Makel finden, kann immer noch kritisiert werden, dass die Nutzerakzeptanz zu niedrig liegt und folglich das ganze Projekt versiebt worden sei, bei dem die IT eigentlich nur einen kleinen Teil realisieren sollte.

IT-Manager dürfen ob der häufig zu unrecht geäußerten Kritiken also ruhig mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen. Aber sie sollten selbst verstärkt auf folgende Dinge achten: sensibles Erwartungsmanagement, Marketing für die IT, Erklärung der Projekte in der Sprache der Nutzer und Schulterschluss mit dem internen Business-Kunden. Dann verbessert sich auch langsam wieder das Image der IT.

Weitere Meinungen und Analysen finden Sie im Blog des Autors unter www.wittes-welt.eu.