Gartner-Analyst Frank Ridder

"Kein Geld mehr für alte IT"

17.05.2013
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Den CIOs bleibt auch 2013 der Sparzwang erhalten, der Innovationsanspruch ebenso. Wie sich dieser Widerspruch auflösen lässt, verrät Frank Ridder, Research Vice President IT-Services und Sourcing bei Gartner, im CIO-Interview.

Laut aktueller Gartner-Umfrage planen 73 Prozent der CIOs in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Jahr 2013 entweder mit stabilen oder mit leicht steigenden Budgets. Wohin fließen heute noch Investitionen?

Gartner-Analyst Frank Ridder: Es ist möglich, mehr Geld zu bekommen.
Gartner-Analyst Frank Ridder: Es ist möglich, mehr Geld zu bekommen.
Foto: Gartner

Frank Ridder: In der DACH-Region summiert sich das Wachstum auf eine Zahl kleiner als 0,5 Prozent, weltweit sind die Budgets sogar um 0,5 Prozent gesunken. Um dennoch in digitale Technologien investieren zu können, suchen viele CIOs nach immer effizienteren und kostengünstigeren Wegen, ihren IT-Betrieb zu gestalten. Dabei ist es nicht unmöglich, mehr Geld zu bekommen, immerhin rechnen 29 Prozent der befragten Unternehmen mit einem kleinen Wachstum. Die Unternehmen sind durchaus bereit, Geld für neue wertsteigernde Lösungen auszugeben - nur sind sie nicht bereit, mehr Geld für die immer gleiche, alte IT auszugeben. Im Fokus der Investitionen stehen mobile Lösungen, Business Intelligence, Collaboration und die Cloud.

Die CIOs in der DACH-Region erachten es immer noch als vornehmliches Ziel, ihre IT-Kosten zu senken. Sind die hiesigen IT-Manager konservativer als in anderen Ländern?

Ridder: Nein, das würde ich so nicht sagen. Sicherlich bleiben die Kosten in vielen anderen Ländern auch ein wichtiges strategisches Thema. Budgets steigen nicht, und nur für messbar wertsteigernde Projekte hat man die Chance auf ein erweitertes Budget. Ansonsten muss man Projekte mit dem finanzieren, was man hat. Das bedeutet, man muss "Run"-Kosten drücken, um zusätzliches Budget für Innovationen und Transformationen zu bekommen.

Social und Mobile erschießen neue Käuferschichten

Die oberste Priorität für die hiesigen CIOs lautet, das Unternehmenswachstum zu unterstützen. Was kann IT konkret zum Wachstum beitragen?

Ridder: Die IT kann helfen, Teile des Geschäfts zu digitalisieren. Dabei geht es nicht nur um altbekannte Vorschläge wie einen Webshop, der einen neuen Vertriebskanal eröffnet. Vielmehr geht es darum, neue Technologien im Bereich "Social, Analytics and Mobile" so mit der eigenen Produktwelt zu verknüpfen, dass das Unternehmen neue Käuferschichten adressieren kann.

Das bringt mich zu einem weiteren Aspekt: Immer mehr Produkte werden mit der IT verzahnt. Autos, Kühlschränke, Geldautomaten und viele andere Produkte können schon heute in ein IT-Netzwerk eingebunden werden. Und Unternehmen können so Mehrwertdienste entwickeln, die sie von ihren Wettbewerbern unterscheiden und die Kundenbindung stärken. In der Vergangenheit war die IT häufig reaktiv und wartete auf Impulse vom Business. Dabei hat die IT gewöhnlich einen viel tieferen Einblick in die Technologiewelt und könnte daher proaktiv helfen, neue Produkte mitzugestalten.

Cloud ist meistens ein reines IT-Thema

Cloud genießt derzeit keine besonders herausgehobene Priorität unter den CIOs. In der Liste wichtigsten Technologien taucht es hinter Mobile, Business Intelligence und Collaboration erst an vierter Stelle auf. Bremsen Sicherheitsbedenken den Einsatz?

Ridder: Sicherheitsbedenken sind sicherlich ein Kernthema bei der Betrachtung von Cloud. Ein anderes ist die Vielfalt. Das Spektrum ist groß, es reicht von der privaten Cloud, das in der DACH-Region beliebteste Modell, bis hin zur öffentlichen Cloud, bei der es häufig Sicherheits- und Compliance-Bedenken gibt.

Der Hauptgrund für den vierten Platz in der Liste ist meines Erachtens aber die Tatsache, dass die Nachfrage für mobile, BI- und Collaboration-Lösungen direkt aus den Geschäftseinheiten und von den Endbenutzern kommt. Das gilt für die Cloud nur bedingt, denn Kernlösungen wie Infrastructure-as-a-Service (IaaS) und Platform-as-a-Service (PaaS) sind oft sehr weit weg vom Business und werden "nur" auf IT-Ebene diskutiert und evaluiert.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.de. (mhr)