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Kein Ende der TK-Krise in Sicht

24.04.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Meldungen über Verluste und Massenentlassungen in der TK-Branche reißen nicht ab. Lucent kündigte Anfang der Woche an, 6000 seiner 56.000 Stellen abzubauen. Auch der schwedische Mobilfunkanbieter Ericsson will nach seiner Gewinnwarnung vom Montag (Computerwoche online berichtete) 17.000 Mitarbeiter - das entspricht fast einem Fünftel der gesamten Belegschaft - auf die Straße setzen. Außerdem wird erwartet, dass Siemens morgen im Rahmen seiner Bilanzveröffentlichung Massenentlassungen in der Unternehmenssparte Information and Communication Networks (ICN) ankündigen wird. Das Nachrichtenmagazin “Focus” hatte die Zahl 5000 ins Spiel gebracht, die aber bislang nicht bestätigt wurde.

Noch schlimmer ergeht es den Anbieter von breitbandigen Netzkapazitäten, die zu viel in die Kerninfrastruktur anstatt in Services für die letzte Meile investiert haben. Nach Global Crossing hat jetzt auch die Williams Communications Group Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt (Computerwoche online berichtete). Das gleiche Schicksal könnte Qwest Communications ereilen. “Es wird noch Jahre dauern, bis die Überkapazitäten im Netzbereich abgebaut sind”, so Craig Mathias, Analyst bei Farpoint Group.

Niemand glaubt daher, dass sich die Branche bald von ihren schweren Rückschlägen erholen wird. “2002 wird keine Gewinne bringen - weder für die TK-Ausrüster, noch für ihre Kunden, die Service-Provider”, fasst Bill Lesieur, Analyst bei Technology Business Research, zusammen. Allerdings gibt es Unterschiede. So weist Bill Redman von Gartner darauf hin, dass sich die Schreckensmeldungen der vergangenen Tage in erster Linie auf den Bereich der Daten- und Sprachservices beziehen. Den Anbietern von Wireless-Diensten gehe es dagegen um einiges besser. Der Bereich biete nach wie vor viel Potenzial, auch wenn davon im Moment nicht gerade viel zu spüren sei. “Aber die Rezession ist eben noch nicht vorüber, das ist der Hauptgrund”, so Redman. (sp)