Gastkommentar

Kehraus am Neuen Markt

02.11.2001
Wolfgang Braun Redaktionsleiter bei der Stock World Media AG in Leverkusen

Mit den seit 1. Oktober geltenden Delisting-Regeln beginnen die Aufräumarbeiten bei den deutschen Wachstumswerten. Auch die Klagen einiger vom Ausschluss bedrohter Firmen ändern nichts daran. Die meisten Penny-Stocks verdanken ihr Kursdesaster nicht dem schwachen Gesamtmarkt, sondern einem gescheiterten Geschäftsmodell - die Fristverlängerung für die Anwendung der neuen Bestimmungen dürfte den Börsenverbleib mancher Firmen daher lediglich um einige Monate hinausziehen.

Im Moment (Stand: 24. Oktober) erfüllen 37 Unternehmen die Kriterien für ein Delisting. Weitere werden mit Sicherheit in den nächsten Monaten dazukommen. Der Verlust von gut zehn Prozent aller gelisteten Firmen wiegt allerdings nicht schwer. Zusammen bringen diese gerade einmal 252 Millionen Euro Börsenbewertung auf die Waage. Das entspricht weniger als einem halben Prozent der aktuellen Marktkapitalisierung des Neuen Marktes von rund 52 Milliarden Euro.

Dafür dürfte mit einem flotten Rauswurf der Penny-Stocks der stetige Fluss an unerfreulichen Meldungen abreißen, die das Image des Neuen Marktes weiter verschlechtern und möglicherweise solide Firmen wie Singulus dazu bringen, wie angedroht das Wachstumssegment freiwillig zu verlassen. Der Weggang des skandalfreien Spezialmaschinenbauers mit 890 Millionen Euro Börsenwert wöge nahezu dasselbe wie ein Massenexodus der 100 kleinsten Titel.

Bitter ist ein Rauswurf vom Wachstumssegment natürlich für die Anteilseigner der betroffenen Firmen. Langfristig orientierte Anleger werden in den gescheiterten Wachstumsfirmen allerdings Gelder stecken haben. Getroffen werden Zocker, die mit Penny-Stocks eine schnelle Mark verdienen wollen. Damit erfüllen die Bestimmungen ihren Sinn, denn gerade die extremen Kursausschläge sollten mit dem neuen Regelwerk ausgemerzt werden.