Linux-Benutzeroberfläche fast komplett überarbeitet

KDE 2.0 soll Windows Konkurrenz machen

03.11.2000
MÜNCHEN (ls) - Das zweite Haupt-Release der Linux-Benutzeroberfläche "K Desktop Environment", KDE 2.0, ist fertig. Gleichzeitig erscheinen Standard-Büroanwendungen der Reihe "K Office".

Es gab mehrere Verzögerungen, bis einige hundert Programmierer aus über 30 Ländern im Open- Source-Projekt KDE die Version 2.0, auch "Kopernicus" genannt, freigeben konnten. Den Grund erläutert Projektgründer Matthias Ettrich: "Nach unseren Erfahrungen aus der Entwicklung von KDE 1 haben wir KDE 2 fast komplett neu entwickelt." Manche Neuerungen dürften Anwender - erst recht die von Windows - überraschen, andere werden nur Entwickler bemerken.

Der sichtbarste Clou ist "Konquerer", die Schaltzentrale der Benutzeroberfläche. Der frühere einfache File-Manager ("KFM") ist jetzt eine Kombination aus Windows-Explorer und Browser nach Art des "Internet Explorer" beziehungsweise "Netscape Communicator". Entsprechend unterstützt dieses Modul alle gängigen Internet-Techniken.

Multimedia-mäßig gestattet "Arts", der Analog Realtime Synthesizer, mehrere gleichzeitige Audio- und Video-Streams. Das System ist geeignet für die Videoformate MPEG, AVI und Div X. Neu ist das "Help Center", mit dem sich Probleme bei der Benutzung beheben lassen. Im "K Menu" finden sich nun KDE- und Nicht-KDE-Anwendungen vereint. Der "K Organizer" erlaubt die direkte Benutzung von "K Mail". Ferner gibt es den Instant Messenger "Kit" und den News-Reader "K Node".

Nur Programmierer werden die einschneidende Neuerung an der Basis der Oberfläche bemerken. Das Projekt hat die objektorientierte Middleware "Corba" als zu überlastet verworfen und eine reduzierte Version entwickelt: "K Parts", KDEs Component-Object-Technologie. Daran lassen sich Applikationen für diese Benutzeroberfläche andocken. KDE 2.0 ist komplett in C++ geschrieben.

Nicht weniger interessant für Entwickler ist "KIO", die I/O-Infrastruktur von KDE mit ihren neuen Libraries. Die ist netzwerktransparent und gestattet den direkten Zugriff auf HTTP, FTP, POP, Imap, NFS, SMB, LDAP und lokale Files.

Zum Erfolg von KDE trägt schon seit der Reihe 1 das integrierte Büroanwendungspaket "K Office" wesentlich bei. In der aktuellen Version besteht es aus der Textverarbeitung "K Word", der Tabellenkalkulation "K Spread", dem Diagrammzeichner "K Chart", dem Illustrationsmodul "K Illustrator" und dem Präsentationsprogramm "K Presenter".

KDE steht unter der GNU General Public License, ebenso wie die Library "QT 2.2.1" von Trolltech, die man zur Installation der neuen Benutzeroberfläche braucht. Beide kann man von www.kde.org kostenlos downloaden. Sie werden allerdings auch von den Linux-Distributionen zur Verfügung gestellt, die KDE unterstützen. Das sind Suse-Linux 6.4 und 7.0 für Intel sowie deren Version 7.0 für Power-PC und Sparc, Red Hat Linux 7.0, Calderas Open-Linux 2.4, Debian Gnu/Linux 2.2, Linux-Mandrake 7.2 sowie Tru 64 Systems.