Behörden haben keine Ahnung, einschlägige Gesetze fehlen:

Kaum Ermittlungen gegen Hacker in den USA

19.08.1988

MÜNCHEN (IDG) - Die Betreiber von vernetzten Computeranlagen in den USA beklagen in zunehmendem Maße die lasche Haltung ihrer Regierung gegen Hacker. Trotz zahlreicher Hacker-Aktivitäten, selbst in militärischen Netzen, sieht das US-Justizministerium keine Veranlassung, die entsprechenden Gesetze zu verschärfen.

Am spektakulärsten war in den letzten Monaten der Fall eines deutschen Hackers, der sich zunächst unerkannt in mehrere Militär- und Forschungscomputer einloggen konnte.

Der 24jährige wurde nach einiger Zeit enttarnt, die deutsche Staatsanwaltschaft verständigt. Sie sah keine Veranlassung, die Ermittlungen weiterzuführen, weil der "Dateneinbruch" in den USA erfolgte. Den US-Behörden waren die Hände gebunden, weil sie dem Deutschen nicht nachweisen konnten, daß er in betrügerischer Absicht gegenüber der US-Regierung gehandelt habe.

Gerade dieser geforderte Nachweis einer betrügerischen Absicht macht es den betroffenen US-Computerbetreibern so schwer, gegen Hacker juristisch vorzugehen. Da dies nur selten eindeutig nachzuweisen ist, müssen die meisten Strafverfahren wieder eingestellt werden.

Die Ermittler haben keine Ahnung

Außerdem ist in den US-Gesetzen das Hacken an sich nicht genau definiert. Wenn die Behörden jedem Dateneinbruch nachgehen würden, wären sie nur noch mit der Ausstellung von Haftbefehlen und Vorladungen beschäftigt. Nach Ansicht von Jim Christy vom U.S. Air Force Office of Special Investigations, kommt zu den schwammigen Gesetzen die Haltung vieler Ermittler gegenüber Hackern. Sie wollten in vielen Fällen von Computerkriminalität erst gar nicht ermitteln, weil sie davon keine Ahnung hätten.

Sogar hohe Beamte des Justizministeriums sagen in solchen Fällen oft, es handle sich beim Täter doch nur um ein Kind, das man ohnehin nicht belangen dürfe. Viel zu langsam beginnen nach Meinung von Jim Christy die US-Justizbehörden, sich mit den Hacker-Problemen auseinanderzusetzen.

Bis eindeutige Gesetze da sind, haben Hacker in US-Netzen juristisch erst einmal nichts zu befürchten.