Manager sind mit Besprechungen unzufrieden

"Kaum einer sagt seine Meinung"

28.02.1997

Befragt wurden im Auftrag der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft GmbH, Bad Harzburg, 230 Manager verschiedener Branchen und Unternehmensgrößen, die 1996 an Seminaren der Akademie teilgenommen haben. Herbe Kritik äußerten die Führungskräfte vor allem an der fehlenden Gruppen- und Teamorientierung der Besprechungsteilnehmer. 67 Prozent monieren, daß ihre Kollegen meist unzureichend vorbereitet zu den Sitzungen kämen. 61 Prozent stellen fest, daß sich viele Teilnehmer während der Meetings nicht auf die Sache konzentrierten. Ebenso viele bemängeln, daß die Sitzungsergebnisse nicht konsequent in die Praxis umgesetzt würden.

Entsprechend kritisieren die Befragten auch die mangelnde Zielorientierung von Sitzungen: 56 Prozent bedauern, daß in der Tagesordnung keine klaren Prioritäten gesetzt werden. Fast der Hälfte ist das Besprechungsziel vor der Sitzung oft nicht klar. Zudem werde die Lösung schwieriger Themen nicht ausreichend durch die Anwendung moderner Moderations- und Visualisierungstechniken unterstützt.

Störend sind auch destruktive Verhaltensweisen der Sitzungsteilnehmer. Nicht weniger als 57 Prozent gaben an, unwichtige Fragen nähmen gleich viel Zeit in Anspruch wie die relevanten. 52 Prozent räumen ein: "Wir schweifen zu oft vom Thema ab." 40 Prozent stellten fest: "Wenn Probleme auftauchen, wird gleich nach Schuldigen gesucht und weniger nach Lösungen." Häufig kritisiert wird auch die mangelnde Einbindung aller Gesprächsteilnehmer. So finden 51 Prozent, "die Sitzungen werden von immer denselben Personen dominiert." Auch bei der Verteilung von Aufgaben "trifft es immer dieselben Mitarbeiter".

Etwa die Hälfte der Manager findet die Besprechungen nicht sachlich-konstruktiv. Sie haben nur nach wenigen Sitzungen den Eindruck, "wieder ein Stück weitergekommen zu sein". Mängel, die aufgrund einer fehlerhaften Tagungsorganisation auftreten, sind indes weniger gravierend. Nur knapp 30 Prozent kritisierten, daß Sitzungstermine ungünstig lägen, Besprechungen zu häufig oder zu selten stattfänden, zu viele Mitarbeiter an Sitzungen teilnähmen oder wichtige Führungskräfte fehlten. "Überraschend" ist laut Umfrageauswertung jedoch die Klage über mangelnde Mitwirkungsmöglichkeiten. Zwar klagten nur 15 Prozent der Auskunftgeber, sie fühlten sich bei Besprechungen oft übergangen, aber immerhin 28 Prozent stellten fest: "Kaum ein Teilnehmer wagt es, offen seine Meinung zu sagen.