Kaum der Abrede wert

29.08.1986

Für die Wirtschaftspresse war das Thema "Neue Achse BASF/Siemens" ein warmer Dauerregen, der die (Nachrichten-)Dürre des Sommers überwinden half. Fest steht: Es werden Gespräche geführt. Fest steht auch: BASF wird den PCM-Bereich auslagern (Seite 1). Alle Erfahrung spricht indes gegen eine schnelle Entscheidung der Siemens AG, sich an einem deutschen PCM-Konglomerat zu beteiligen.

Die Münchner wollen (noch) keine Schlagzeilen ("Einzelheiten sind Verhandlungssache"), fürchten wohl, daß Spekulationen aus dem Kaffeesatz (Was wird mit der Fujitsu-Connection?) die Anwender verunsichern könnten. Und dann sei es ja auch nicht so, daß vom PCM-Geschäft, das lediglich zehn Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt, Wohl und Wehe der Siemens-DV abhängen würden.

Doch bleiben wir beim Kaffeesatz. Auf das Kundenkalkül, besser: auf die Kalkulation der Anwender, kommt's nämlich ausnahmsweise einmal nicht an. Hat der Mainframe-Markt auf die IBM-Kompatiblen gewartet? Wohl kaum. Die Wahl des "richtigen" Hardware-Lieferanten wird in den seltensten Fällen von der Leistung des angebotenen Systems bestimmt. Diese Entscheidung hat bekanntlich nichts gemein mit einer reinen Preis/Leistungs-Denke, die nur den Performance-Gewinn kennt. Jumbo-Kauf ist Vertrauenssache. Es gereicht den IBM-Kunden zur Ehre, daß sie sich brav an dieses Gebot halten.

Und was ist aus den alten Rivalen der IBM geworden? Die BUNCH-Erfolge sind längst Nostalgie. Als es mit den einst stolzen Nicht-IBM-Anbietern Burroughs, Univac, NCR, Control Data und Honeywell im Universalrechnermarkt bergab ging, schlug die Stunde der "Plug Compatible Manufacturers". Der PCM-Markt lebt nun einmal davon, daß die Anwender Hardware-Alternativen brauchen. Sie wollen nicht von einem Hersteller abhängig sein. Merke: Die Wahl des "richtigen" PCM-Lieferanten (Amdahl & Co. als Alibi) wird in den seltensten Fällen vom Preis des angebotenen Systems bestimmt. Denn auch PCM-Kauf ist Vertrauenssache.

Es ehrt die Siemens-, BASF-, NAS-, Nixdorf- und Amdahl-Kunden, daß sie sich an dieses Gebot halten wollen. Andererseits: Daß sich die Kompatiblen in der deutschen DV-Landschaft gegenseitig auf die Füße treten, ist der PCM-Sache, die generell ihre Feigenblatt-Berechtigung hat (siehe IBM-Abhängigkeit), eher abträglich. Alle Erfahrung spricht denn auch für eine Konzentration auf dem PCM-Sektor.

Das BASF-Arrangement ist gewiß ein erster Schritt in die richtige Richtung. Er eröffnet die Chance, den PCM-Verhau zumindest auf der Vertriebsseite zu beseitigen. Ein zweites Rezept wäre, die Hardware-OEM-Linien zu bereinigen (Hitachi/Fujitsu ?!). Das würde Siemens vor Probleme stellen - machbar ist es.

Bleibt die Frage, wann es zur Gründung einer ,BASF-Siemens-PCM-Rechner-Vertriebsgesellschaft" kommt. Man könnte den Gedanken weiterspinnen: Auch Nixdorf dürfte mit seinem Bereich "Compatible Informations Systeme" (C.I.S.) nicht besonders glücklich sein.

Damit sind die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auf dem PCM-Sektor skizziert.