Pressebericht

Kauft Intel die Handychip-Sparte von Infineon?

17.05.2010
Der Halbleiterspezialist Infineon Technologies verhandelt laut einem Pressebericht mit dem US-Rivalen Intel über den Verkauf seiner Sparte für Mobilfunkchips.
Infineon-Chef Peter Bauer
Infineon-Chef Peter Bauer
Foto: Infineon

Intel habe großes Interesse, berichtet die "Financial Times Deutschland" (Montag) und beruft sich auf Informationen aus Infineon-Kreisen. "Es wird intensiv gesprochen", heiße es. Dabei gibt es dem Bericht zufolge eine Reihe von Gründen, die gegen einen Verkauf sprechen. Ein Infineon-Sprecher wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren. Intel wollte dem Blatt zufolge keinen Kommentar geben.

Aus Sicht des Münchner Dax-Konzerns sei fraglich, ob eine Trennung von der gerade erfolgreich sanierten Sparte sinnvoll sei, heißt es weiter. So gelte Konzernchef Peter Bauer als Gegner eines Verkaufs, obwohl Infineon ein Milliardenerlös winke. Der weltgrößte Chipkonzern Intel versucht seit längerem, in den Markt für Handychips einzusteigen. So gingen die Amerikaner Mitte 2009 eine Kooperation mit dem Mobiltelefonhersteller Nokia, um gemeinsam Datenträger für die mobile Internetnutzung zu entwickeln.

Infineons Sparte sei für Intel besonders attraktiv, weil die Münchner Halbleiterspeicher für Smartphones wie das iPhone sowie den Tablet-Computer iPad aus dem Hause Apple lieferten, schreibt die Zeitung. Offiziell gibt es hierzu jedoch keine Aussage von Infineon. Diese Technik basiert auf dem Handychip-Standard des britischen Designers ARM, der mit dem Vormarsch der Smartphones an Bedeutung gewinnen dürfte. Dagegen produziert Intel bislang Chips für PC nach dem x86-Standard.

In Branchenkreisen werde indes immer wieder angezweifelt, ob Infineons Handychip-Sparte auf Dauer groß genug sei zum Überleben. Im ersten Halbjahr 2010 kam sie auf 537 Millionen Euro Umsatz und einen schmalen operativen Gewinn von 26 Millionen Euro. Der wichtigste europäische Wettbewerber ST Ericsson ist etwa doppelt so groß, Weltmarktführer Qualcomm aus den USA erlöste im ersten Halbjahr sogar umgerechnet mehr als vier Milliarden Euro. Das lange defizitäre Geschäft hat sich jedoch zuletzt gut entwickelt und Marktanteile gewonnen. Vor vier Jahren stand das Geschäft noch vor dem Abgrund: Damals musste der mit Abstand größte Kunde, die ehemalige Siemens-Handy-Sparte BenQ Mobile, Insolvenz anmelden.

Gegen einen Verkauf spricht dem Bericht zufolge, dass Infineon kein Geld benötigt. Im Gegenteil: Nach der erfolgreichen Kapitalerhöhung im vergangenen Jahr sitze der Konzern auf Geldmitteln von 1,7 Milliarden Euro. Nach Abzug der Schulden betrage die Nettoliquidität immer noch eine Milliarde Euro. So müsste der Vorstand mit massivem Widerstand der Arbeitnehmerseite rechnen, wenn er ein Viertel seines Geschäfts ohne Not veräußern wollte. Konzernweit hat Infineon 25.000 Mitarbeiter, davon rund 9000 in Deutschland. (dpa/tc)