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Kasparow und Junior duellieren sich fünf Stunden lang zum Remis

03.02.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Es sind dies die Duelle, die später Legende werden: Als sich bei den Australian Open im Januar im Viertelfinale der US-Amerikaner Roddick und der Marokkaner El Aynaoui fünf Stunden die Filzbälle um die Ohren hauten, war klar, dass sie Tennisgeschichte schreiben würden. Am gestrigen Sonntag ging es in New York zwischen dem Schachgroßmeister Garry Kasparow und dem Computerschachprogramm Junior in der bislang längsten Partie ebenfalls über drei Stunden lang teilweise sehr spannend zu. Am Schluss stand ein weiteres Remis. Der Gesamtstand nach der vierten Partie lautet nun 2 zu 2. In den beiden ausstehenden Spielen am 5. und 7. Februar 2003 wird sich nun zeigen, ob Kasparow zusätzlich zu seinem Startgeld über 500.000 Dollar weitere 300.000 Dollar für den Sieg einbehalten darf.

Der Mensch ist jedenfalls lernfähig: In den bisherigen drei Auseinandersetzungen hatte Kasparow jedesmal versucht, Junior erheblich unter Druck zu setzen. Was in der ersten Partie auch noch glänzend gelangt, endete in der zweiten mit einem Konzentrationsfehler und gerade noch einem Remis. In der vorletzten Paarung hingegen setzte sich die Maschine klar durch, weil Kasparow wieder ungestüm anrannte, dabei in der Konzentration abermals kurzfristig Schwächen zeigte und sofort bestraft wurde.

Die vierte Partie gestern nun zeigte einen defensiv eingestellten und taktierenden Kasparow, der sich nicht mehr zu unüberlegten Zügen verleiten ließ. Vielmehr wartete er ab, ob Junior selbst in die Offensive gehen würde. Nach zwei Stunden und 40 Zügen mit teilweise bemerkenswerten Schachfinessen verlängerte das Schiedsgremium die Partie um 60 Minuten. Das Bild änderte sich nicht. Nach dem 61. Zug war klar, dass beide Spieler sich keinen entscheidenden Vorteil würden erarbeiten können. Junior bot Kasparow ein Remis an, das dieser annahm.

Sollte Kasparow in zwei Tagen das fünfte Spiel gewinnen (immerhin eröffnet er mit den weißen Steinen), könnte er in der letzten Partie wieder auf Halten und ein Remis spekulieren, um den gesamten Wettkampf zu gewinnen.(jm)