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Kartellprozess: Spekulationen haben Hochkonjunktur

11.04.2000
Wall Street Journal zieht Artikel zurück

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - In den USA überschlagen sich die Medien mit den neuesten Berichten zum Kartellverfahren gegen Microsoft. Nach einem Bericht von "USA Today" befragt die US-Regierung derzeit offenbar die Wettbewerber und Kunden der Redmonder, mit welchen Maßnahmen die Geschäftspraktiken des Softwaregiganten so geändert werden können, dass sie nicht mehr gegen Antitrust-Gesetze verstoßen. Auf der Konkurrentenseite geben laut "USA Today" Sun Microsystems, Oracle und America Online Auskunft, auf der Kundenseite unter anderem Gateway und Hewlett-Packard. Angeblich erwägen die Kläger im Antitrust-Prozess, das US-Justizministerium und 19 US-Bundesstaaten, zudem eine sogenannte "Kronjuwelen"-Klausel, wonach Microsoft erst in ein oder zwei Jahren zerschlagen werden soll, falls die bei der Urteilsverkündung auferlegten Änderungen zur Geschäftspraxis des Konzerns nicht eingehalten werden.

Die US-Regierung und die Bundesstaaten haben noch knapp zwei Wochen Zeit, Richter Thomas Jackson ihren Katalog an Strafmaßnahmen vorzuschlagen, der bei der endgültigen Urteilsverkündung gegebenenfalls berücksichtigt wird.

Inzwischen hat die US-Zeitung "Wall Street Journal" einen online bereits veröffentlichten Bericht zurückgezogen, wonach die US-Regierung einen Lizenzentzug für Microsofts "Internet-Explorer" als Bestrafung eruiere (CW Infonet berichtete). Ein Sprecher des Blatts erklärte, der Bericht sei nie zur Veröffentlichung vorgesehen gewesen. Nach einigen Stunden hatte ihn die Zeitung gestern wieder vom Netz genommen. Das US-Justizministerium erklärte lediglich, der Bericht der US-Publikation sei aus Versehen erschienen.