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Kartellamt erteilt Liberty Media eine Absage

31.01.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach einer Absage des Bundeskartellamts droht der 5,5 Milliarden Euro schwere Kabel-Deal zwischen der Deutschen Telekom und Liberty Media zu platzen. Die Behörde teilte dem US-Medienkonzern heute in einem Schreiben mit, dass sie den geplanten Kauf eines Großteils des TV-Kabelnetzes der Telekom verbieten werde. Sie habe die Befürchtung, dass mit der Übernahme von 60 Prozent des Telekom-Kabelnetzes, das sind 10,1 Millionen Anschlüsse, der Wettbewerb in diesem Segment zum Erliegen kommt. Liberty-Chef John Malone hält bereits Anteile an den deutschen Kabelnetzbetreibern Primacom und UPC und beabsichtigt, noch weitere Anbieter zu aufzukaufen. Das Bundeskartellamt macht nun eine Genehmigung von einem Verkauf dieser Beteiligungen und einem Rücktritt von Libertys Plan, die Kabelnetze von Telecolumbus zu übernehmen, abhängig.

Außerdem fordert die Kartellbehörde von Malone, die Kabelnetze auch für Internet und Breitband-Telefonie zu öffnen, um so für mehr Wettbewerb auf der "Letzen Meile" zu sorgen. Liberty Media hat nun bis Ende Februar Zeit für eine Stellungnahme.

Sollte der Deal platzen, muss sich die Telekom nach einem anderen Interessenten umsehen, um die bereits für den Abbau von rund 65 Milliarden Euro Schulden verplanten 5,5 Milliarden Euro zu erhalten. In Frage käme die britische Investmentgruppe Compere Associates, die bereits Anfang Dezember im Falle eines Vetos ihr Interesse bekundet hatte (Computerwoche online berichtete). Presseberichten zufolge hat Compere bereits gestern erklärt, man sei bereit, die Kabelnetze zu einem ähnlich hohen Preis zu übernehmen. Beim Kartellamt hätte die Finanzmaklergruppe höchstwahrscheinlich bessere Karten als Liberty, da sich die Briten nur um die Netzinfrastruktur kümmern und das Geschäft mit den Endkunden Dritten überlassen wollen. Ein weiterer potenzielle Käufer wäre Bosch Telekom, der hierzulande bereits über

einige hunderttausend Kabelanschlüsse verfügt. (mb)