Karrierechancen im IT-Mittelstand entdecken

24.07.2002
Von Hiltrud Osterried

Schlechte Nachrichten gibt es allerdings für Quereinsteiger: Viele Firmen nutzen die Gunst der Stunde und stellen am liebsten junge Kandidaten ein, die zwei bis drei Jahre Berufserfahrung mitbringen. Sie sollen möglichst nach kurzer Einarbeitszeit sofort produktiv arbeiten können. Trotzdem sollten auch andere IT-Profis ihr Glück bei kleineren Firmen suchen. „Wir sind gewohnt, bei den Bewerbern genauer hinzuschauen und haben keine so festen Raster wie große Unternehmen“, sagt Saxonia-Vorstand Mönch. Ein Hochschulstudium sei wünschenswert, aber nicht unbedingt erforderlich. Auch talentierte Autodidakten, die engagiert arbeiten, hätten bei dem Dresdner Unternehmen eine Chance.

Flexibilität, flache Hierarchien, Aufstiegschanchen sind Vorteile des Mittelstands, die auch Wilfried Hölzer von der Gewerkschaft Verdi sieht. Besonders in wirtschaftlich rosigen Zeiten sind die Kleineren sehr bemüht, den Mitarbeitern in puncto Arbeitsumfeld- und bedingungen entgegenkommen, beobachtet Hölzer. Doch das Arbeiten in einem mittelständischen Unternehmen kann auch Schattenseiten haben.

„Die Politik der offenen Türen ändert sich schnell, sobald es den Firmen schlechter geht“, warnt der Gewerkschafter. Dann herrschten plötzlich Wildwestmanieren, Mitarbeiter würden kontrolliert oder vom Informationsfluss abgeschnitten. Anders als in großen Unternehmen, die oft einen Betriebsrat haben, ständen die Betroffenen bei kleineren Firmen in Krisensituationen alleine da.

Aus Hölzers Sicht lohnt sich der Einstieg in den Mittelstand vor allem für diejenigen, die sich in flachen Hierarchien wohl fühlen. Allerdings sollten die IT-Experten darauf achten, dass sie sich nicht zu sehr auf einen kleinen Technikbereich spezialisieren. Dieser könne sich zu einer Sackgasse entwickeln und einen gewünschten Arbeitgeberwechel erschweren.

Rudolf Gallist, VSI: Mittelständler sind attraktive Arbeitgeber.