Karriere in der DV: Aufstieg zumutbar

10.05.1985

So einfach ist das also zwischen DV und Fachabteilung: Die Datenverarbeitung sucht händeringend neue Leute - sie rekrutiert sie aus anderen Unternehmensbereichen. Kein Wunder, daß - aus der Sicht der DV/Org.-Chefs - die Widerstände in der Etappe gegen die Computer-Halbgötter zurückgegangen sind, wie die Hamburger Personalberatung SCS zu berichten weiß (Seite 58: "Personal - woher nehmen und nicht abwerben?").

Mal anders herum: Für Fachbereichsmitarbeiter, die aus der Anwendung kommen, eröffnen sich Chancen durch Zusatzqualifikation. "Bitte ein Bit", so lautet die Devise - und es darf auch ruhig mit Schaum sein. Denn das haben die Endbenutzer mittlerweile gelernt: Lukrative Posten hält man in der DV nicht durch Understatement - ein gesundes Selbstbewußtsein gehört dazu. Nichts geht, davon konnten und können sich die Endbenutzer überzeugen, ohne die Datenverarbeiter. Das muß ja überheblich machen.

Nun doch wieder durch die "richtige" Optik, aus der Host-Perspektive: Alles deute darauf hin, auch dies liest man in der SCS-Studie, daß sich die DV-Verantwortlichen auf härtere Zeiten einstellen müßten. Budgetlimitierungen, argwöhnen viele Org.-Chefs, seien der sichtbare Ausdruck steigender Widerstände im Top-Management.

Der (Wider-)Spruch "Wir sind auf Sie angewiesen, aber Sie noch lange nicht auf uns - merken Sie sich das!" verfängt nicht mehr. Was die DV tut - oder unterläßt - wird von den Unternehmensleitungen nicht mehr absolutistisch gutgeheißen ("Von dem Teufelskram verstehen wir eh nichts"), sondern offen kritisiert.

Seit sich Top-Manager in Computerfragen von Consultern beraten lassen, müssen die DV-Macher fürchten, an Einfluß im Unternehmen zu verlieren. Mit Sorge registrieren sie die Klimaveränderung. "CIevere Computerverkäufer und gleichermaßen ahnungslose wie vertrauensvolle Manager", befanden etwa die Management-Berater der Scientific Consulting Dr. Schulte-Hillen, "machen die Unternehmen zu Sammelstellen für Computerschrott". Guter Schulte-Hillen-Rat muß nicht einmal teuer sein: lassen Sie es nicht soweit kommen". Gemeint ("Sie") sind natürlich die Top-Manager.

Wie man mit diesem Zielkonflikt leben kann fragen sich mittlerweile viele DV-Experten. Die einzig mögliche Antwort ist bekannt: Wer sich "nach oben" orientiert, als "lnformations-Meister" einen Posten im Top-Management anstrebt, bleibt weiter im Karriere-Rennen. Der Aufstieg ist zumutbar. Rote Karte dagegen für die Nur-DV-Techniker. Lassen Sie es nicht soweit kommen. Gemeint (Sie) sind diesmal natürlich die Datenverarbeiter.