"Karriere? - Doch nicht hier!"

12.02.2004
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

In Sachen Gehalt hielten sich die befragten Unternehmen 2003 im Vergleich zu 1999 deutlich zurück: Bestenfalls erhöhten sie die Gehälter durchschnittlich (27 Prozent), 19 Prozent hoben sie nur unterdurchschnittlich an, in 18 Prozent der Firmen gab es keine Gehaltserhöhung, und zwölf Prozent senkten die Einstiegsgehälter.

Die veränderte Vergütungspolitik bleibt nicht ohne Folgen: In mehr als jeder zweiten Firma gehen die Gehälter innerhalb der Mitarbeitergruppen "sehr weit" auseinander, wie die Personalverantwortlichen zugeben. Jedes dritte Unternehmen will darum auch seine Vergütungsstruktur überarbeiten und bestehende Gehälter anpassen, zehn Prozent haben das bereits getan.

Kontakte zu Bewerbern werden kaum gepflegt

Weniger Handlungsbedarf sehen die Arbeitgeber dagegen in Sachen Rekrutierung. Die Mehrheit geht davon aus, dass sie auch in den nächsten zwei Jahren nicht mehr Hochschulabsolventen oder Young Professionals mit Berufserfahrung benötigen werden als heute. Optimistischer sind die Prognosen nur für Fach- und Führungskräfte: Für die erste Gruppe rechnen 47 Prozent der Unternehmen mit einem steigenden Bedarf, bei der zweiten Gruppe sehen immerhin noch 28 Prozent einen nahenden Anstieg.

Trotzdem ist ein gezieltes Kontakt-Management in der Mehrheit der Firmen heute nicht üblich: Selten werden die Verbindungen zu guten Bewerbern gepflegt, die aktuell für keine Position in Frage kommen, oder zu ehemaligen Mitarbeitern, die in gutem Einvernehmen gekündigt oder rezessionsbedingt entlassen wurden. Insgesamt rekrutieren nur drei Prozent der Firmen antizyklisch und stellen bereits heute Spezialisten zu günstigen Konditionen an, die während des Aufschwungs wieder schwerer und teurer zu gewinnen sein könnten.

Magere Weiterbildungsbilanz für 2003

Um ihre bestehende Mannschaft zu motivieren, setzen fast alle Unternehmen auf Lob durch Vorgesetzte und finanzielle Anerkennung besonderer Leistungen. Für jede zweite Firma gehört auch eine nachvollziehbare Personalentwicklung zum Motivationskanon. Bei vielen Mitarbeitern scheint diese Botschaft aber nicht anzukommen, wie die Befragung der Fachkräfte ergab: So verneinen zwei Drittel der Befragten, dass die Personalentwicklung und -beurteilung ihnen Perspektiven im Unternehmen aufzeigt. Die große Mehrheit glaubt nicht daran, dass sie ihre Karrierevorstellungen beim jetzigen Arbeitgeber verwirklichen kann.

Das mag auch daran liegen, dass Weiterbildung für viele 2003 kein Thema war: 40 Prozent der befragten Mitarbeiter bildeten sich nicht fort, knapp 20 Prozent brachten es auf einen bis zwei Weiterbildungstage im Jahr. Besser erging es bei diesem Thema lediglich zwei Gruppen: den Berufsanfängern, die dank Einsteiger- und Traineeprogrammen auf zum Teil mehr als zehn Tage Training im Jahr kamen, sowie den Führungskräften. 39 Prozent von ihnen haben mehr als drei Tage Weiterbildung im Jahr erhalten, was sich durch spezielle Führungsentwicklungsprogramme oder Coaching-Angebote erklären lässt.

Die Folgen der Krise

Erst Fachkräftemangel, dann Entlassungen - zwei Studien haben nun untersucht, wie sich die wirtschaftliche Krise auf Arbeitssituation und Personal-Management in deutschen Unternehmen ausgewirkt hat. Dabei befragten die CSC Deutschland Akademie, die Vergütungsberatung Dr. Dr. Heissmann und die Personal-Marketing-Agentur Fiebes in Company Mitarbeiter und Personalverantwortliche unabhängig voneinander.

An der Mitarbeiterstudie nahmen von September bis November 2003 insgesamt 1525 Fach- und Führungskräfte teil. Jeder Vierte von ihnen arbeitet im Bereich IT, TK oder in einem anderen technischen Beruf. Knapp die Hälfte der Teilnehmer sind zwischen 30 und 40 Jahre alt, mehr als zwei Drittel haben ein Studium oder eine Ausbildung abgeschlossen.

Die zweite Studie untersuchte den Einfluss der Krise auf die Personalpolitik der Firmen. So wurden Personalverantwortliche in 67 Unternehmen aus verschiedenen Branchen befragt. 40 Prozent der Firmen beschäftigten zwischen 1000 und 5000 Mitarbeiter.