Karriere als Linux-Spezialist: Von wegen Bastelecke für Hacker

17.10.2003
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Trotz zahlreich angebotener Vorbereitungskurse, erklärt Barbara Bücking, stellvertretende Leiterin des Trainingsbereichs von Suse, bereite sich die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer autodidaktisch vor. Im Unterschied zur LPI-Zertifizierung, die laut LPI-Sprecher Torsten Scheck "herstellerunabhängig und technologieorientiert" ist, wird in der Prüfung zum RHCE beurteilt, ob der Kandidat nicht nur die Produkte von Red Hat kennt, sondern auch ihren Einsatz in der konkreten Anwendungssituation beherrscht. "Die Prüfung zum RHCE", räumt Informatiker Duffner ein, "gilt selbst unter erfahrenen IT-Experten als echte Herausforderung."

Während die RHCE-Kurse nur an wenigen Standorten angeboten werden, etwa in der deutschen Niederlassung von Red Hat in Stuttgart oder bei Schulungspartnern in München oder Hamburg, finden sich LPI-Testcenter in jeder größeren Stadt. Weltweit 7200 Prüfungszentren lassen sich schnell im Internet unter http://www.prometric.com oder http://www.vue.com ermitteln.

Axel Stadtelmeyer: "Der Bedarf an Linux-spezialisten wird stark von Unix-Experten gedeckt."

Wer es ganz preiswert haben möchte, hält es wie Torgen Förtsch, Mitarbeiter des Göttinger SuseBusiness-Partners Service Network GmbH. Er legte die LPI-Prüfungen (Level 1 und 2) während der CeBIT 2003 für nur 20 Euro ab. Wer Level 1 bestehe, verfügt laut LPI-Mann Scheck über die Kenntnisse eines Linux-Systemverwalters mit "etwa einem Jahr Berufserfahrung". Level 2 setzt längere Erfahrungen voraus. Hier dreht sich alles um Netzwerk-Anwendungen und Mehrbenutzer-Umgebungen. Unmittelbar vor Einführung befindet sich nach Angaben von Scheck auch die Zertifizierung Level 3, die sich an Linux-Spezialisten aus Datenbankadministration, Softwareentwicklung oder Embedded Technologies wendet.

Weiterbildung nimmt also einen hohen Stellenwert bei den jungen Linux-Spezialisten ein. Sartori beispielsweise lässt sich außer zum RHCE nun auch zum Solaris-Experten zertifizieren und will zudem berufsbegleitend Telekommunikationstechnik studieren. Wie wichtig eine ausgeprägte Weiterbildungsbereitschaft für den IT-Praktiker ist, beschreibt Mathias Kabiersch, 40, von der HSH Nordbank in Hamburg recht eindrucksvoll. "In unserem Beruf", sagt der Informatiker und RHCE, "kann man ohnehin nur mit ständiger Weiterbildung Schritt halten."