Karlsruhe: Die beliebteste Informatikhochschule

08.03.2001
Von Sonja Hübner
Sie war die erste Hochschule, die das Fach Informatik lehrte – vor mittlerweile 32 Jahren. Heute gehört sie nicht nur zu den größten, sondern auch zu den besten Informatikfakultäten in Deutschland: die TU Karlsruhe. Sie lag schon in der Vergangenheit an der Spitze vieler Rankings und hat auch in der aktuellen COMPUTERWOCHE-Studie zu den besten Informatikhochschulen den ersten Platz belegt.

Die Zahlen sprechen für sich: Jeder zehnte Diplominformatiker und jeder achte Doktor der Informatik einer deutschen Universität kommt aus Karlsruhe. Mehr als 80 Nachwuchswissenschaftler der Fakultät haben in den vergangenen 15 Jahren hochdotiere Forschungspreise erhalten, über 110 Professoren gingen bisher aus der Karlsruher Informatikschmiede hervor.

Kunst an der Uni: Der "Spaltkopf" von Horst Antes Quelle: Universität Karlsruhe
Kunst an der Uni: Der "Spaltkopf" von Horst Antes Quelle: Universität Karlsruhe

Auch in der Einwerbung von Drittmitteln nimmt sie eine Spitzenposition unter den deutschen Informatikfakultäten ein. Mit ihren derzeit rund 2025 Studierenden, 26 Professoren und über 200 wissenschaftlichen Mitarbeitern hat sie sich zu einem der größten Fachbereiche der Universität und zu einer der bedeutendsten Informatikfakultäten Deutschlands entwickelt.

Trotz dieser positiven Bilanz muss sich Karlsruhe mit dem gleichen Problem wie die meisten anderen Informatikfakultäten herumschlagen: Auf immer mehr Studenten, die sich für dieses Fach angesichts der verlockenden Jobprognosen entscheiden, kommen nicht genug Professoren. Während in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Studenten auf das Dreifache, die der Absolventen auf das Fünffache und die der Promotionen auf das Sechsfache gestiegen sind, hat das Land Baden-Württemberg die Zahl der Professoren und der wissenschaftlichen Mitarbeiter gerade mal verdoppelt. Gerade im Bereich der wissenschaftlichen Mitarbeiter werden mittlerweile schon mehr Stellen über Drittmittel aus der Industrie als über Landesmittel geschaffen. Im Vergleich zu den USA, wo an den Universitäten auf einen Professor zwischen fünf und zehn Studenten kommen, schneidet Karlsruhe mit einem Verhältnis von 1:80 immer noch schlecht ab.

Dabei hat die Fakultät unter der Leitung von Professor Detlef Schmid die schlimmsten Stellenkürzungen zumindest teilweise auffangen können. “Das erste Ziel meiner Amtstätigkeit war es, die Kürzungen zu kompensieren, die mein Vorgänger hinnehmen musste. 1997 hatte uns das Bildungsministerium 29 der 98 Arbeitsplätze im wissenschaftlichen Bereich gestrichen, also rund ein Drittel. Wenigstens einen Teil der Stellen habe ich inzwischen wieder bekommen”, freut sich Dekan Schmid. So wurden zunächst Stellen und Mittel von weniger ausgelasteten Fakultäten auf die Informatik umgeschichtet. “Mehr als Notmaßnahmen können das aber nicht sein”, warnt Schmid. Denn der Ansturm von Informatikstudenten auf die TH Karlsruhe ist so groß wie nie zuvor.