Speicher-Management/Optische Speicher sind auf dem Vormarsch

Kann DVD-RAM den Magnetspeichern Marktanteile abnehmen?

14.01.2000
von Martin Görner* Als bevorzugtes Medium für Backup-Anwendungen halten sich seit Jahren Magnetbänder (Tapes). Sie sind nach Ansicht der meisten Anwender am besten dazu geeignet, große Datenbestände sequenziell aufzuzeichnen und im Fall eines Datenverlustes möglichst schnell zu restaurieren.

Auf längere Sicht könnte die DVD-RAM aber vermehrt auch für Backup-Anwendungen, etwa in kleineren Netzwerken, eingesetzt werden. Auf der CeBIT 2000 im Februar in Hannover wird es die ersten Ankündigungen für die DVD-RAM mit einer Kapazität von 4,7 GB geben. Mit der Verfügbarkeit können die Anwender im zweiten Quartal 2000 rechnen. Die Schreibgeschwindigkeit wird laut Hersteller 1,2 MB/s betragen. Ferner arbeiten verschiedene Unternehmen daran, DVD-RAM mit der Raid-Technologie zu kombinieren. In diesem Bereich sind im Verlauf des kommenden Jahres marktreife Produkte zu erwarten. Mit der Verbindung von DVD-RAM und Raid-Techniken ließe sich der Datenstrom verdichten und damit auch eine höhere Schreibgeschwindigkeit erzielen. Das technische Potenzial der DVD-RAM ist also noch lange nicht ausgeschöpft.

So eindeutig stellt sich die Situation allerdings nur im Bereich des Backup von Server-Daten dar. Alles, was an Daten auf den Festplatten der Clients liegt, bleibt heute in der Regel vom Backup ausgespart. Nun kann man die Meinung vertreten, dass unternehmenskritische Daten auf Clients ohnehin nichts verloren haben. Doch angesichts von Festplattenkapazitäten im zweistelligen Gigabyte-Bereich, wie sie mittlerweile fast schon Standard sind, ist die Frage durchaus berechtigt, ob dezentral abgelegte Daten grundsätzlich unwichtig sind.

In der Tat liegt das Problem der fehlenden Client-Datensicherung mehr an der Schwierigkeit, das Backup mit einem vertretbaren Aufwand zu organisieren, als an Überlegungen über die Bedeutung dezentral abgelegter Daten.

Genauso, wie das Server-Backup eine Domäne der Tape-Medien geworden ist, könnte sich die DVD-RAM zum Standardmedium für das Backup im Client-Bereich entwickeln. Eine ins Netz integrierte DVD-RAM-Jukebox, je nach Anzahl der zu sichernden Clients mit einem oder mehreren Rekorderlaufwerken bestückt, dient dabei als Datenspeicher. Um die Sicherung in Gang zu setzen, wird auf dem Client lediglich eine Art Scheduler installiert. Zeit- und/oder ereignisgesteuert veranlasst dieser die eigentliche Backup-Software, die Daten der gesamten Festplatte oder aber bestimmter Verzeichnisse auf die DVD-RAM-Medien in der Jukebox zu schreiben.

Der entscheidende Vorteil gegenüber einer Bandsicherung besteht bei diesem Verfahren darin, dass die Daten unter einem File-System gesichert werden, also in ihrer ursprünglichen Dateistruktur erhalten bleiben. Der Zugriff vom Client auf die gesicherten Informationen unterscheidet sich demnach kaum vom Zugriff auf die originären Dateien auf der lokalen Festplatte. Lediglich die Zugriffsgeschwindigkeit ist geringer. Anwender können zu jeder Zeit ohne großen administrativen Aufwand selektiv auf einzelne Dateien zugreifen.

Zur Datensicherung gehören auch sogenannte Sekundärspeicher (häufig wird der englische Fachbegriff "Secondary Storage" verwendet). Hierbei geht es darum, Daten, die zwar im direkten Zugriff gehalten werden müssen, auf die jedoch relativ selten zugegriffen wird, auf eine kostengünstigere zweite Speicherebene zu verlegen. Angesichts rasant wachsender Datenbestände lassen sich in vielen Unternehmen in der Tat die Kosten spürbar senken, wenn solche Daten nicht auf Festplatten gelagert werden.

Bisher werden in diesem Bereich vor allem magneto-optische (MO-)Medien eingesetzt. Sie gehören ebenso wie CD- oder DVD-Medien zu den Nearline-Speichern. Laufwerk und Medium sind getrennt, das Medium muss also zunächst in das Laufwerk eingelegt werden, damit man auf die Daten zugreifen kann.

Die MO-Technologie gerät zusehends unter Druck. Eine Lösung auf Basis von DVD-RAM-Medien, einschließlich Hardware (Jukebox), Software und Medien, kostet bei gleicher Kapazität nur ein Drittel des Preises einer entsprechenden MO-Lösung. In puncto Datenübertragungsraten hat die DVD-RAM mit etwa 5 MB pro Sekunde bereits mit der MO gleichgezogen. Einzig bei der Zugriffszeit hat die MO mit Werten um 30 Millisekunden gegenüber der DVD-RAM, die durchschnittlich knapp unter 100 Millisekunden braucht, noch den Vorzug.

Network Attached Storage (NAS) bezeichnet ein Konzept, das die Effizienz und Sicherheit des Netzwerkbetriebs dadurch steigern soll, dass Aufgaben, die unmittelbar mit der Sicherung und dem Zugriff auf Daten zusammenhängen, in ein direkt ins Netzwerk integriertes Speichersubsystem ausgelagert werden. Dieses Subsystem verfügt über einen eigenen Server, der das gesamte Storage-Management übernimmt.

Mit DVD-RAM lassen sich Daten günstiger speichern

Im Rahmen solcher NAS-Lösungen können unterschiedliche Speichermedien zum Einsatz kommen. An vorderster Stelle stehen Raid-Arrays, die einen extrem schnellen Zugriff auf die gespeicherten Daten gewähren. Primär- und Sekundärspeicher sind in aller Regel direkt in das NAS-Subsystem integriert. Die zeit- und/oder ereignisgesteuerte Übertragung von Daten zwischen dem Primär- und dem Sekundärspeicher geschieht völlig unabhängig vom Betrieb des eigentlichen Netzes. Das spart Geld. Außerdem ist diese Speicherarchitektur sehr sicher und schont die Netzressourcen.

Auch hier bietet sich die DVD-RAM als möglicher Ersatz für magnetische Festplatten an. Die Kosten pro GB gespeicherte Daten lassen sich bei einer auf DVD-RAM basierenden Speicherlösung mittlerweile unter 50 Mark drücken. Damit kann derzeit kein anderes Medium konkurrieren.

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Die beschreibbare DVD ist dabei, sich einen Platz in der Datenarchivierung zu erobern. Während für Daten auf dem Server weiter Bänder den Markt beherrschen, könnte die DVD-RAM ihre Domäne in der Sicherung von Client-Daten finden. Die Hersteller arbeiten bereits an Jukebox-Lösungen und versuchen, die Performance der Systeme zum Beispiel durch Kombination mit Raid-Technologien zu verbessern. Gegenüber MO-Laufwerken hebt sich die DVD-RAM durch die deutlich geringeren Kosten ab.

*Martin Görner ist Produkt-Manager bei der NSM-Jukebox GmbH in Bingen.