SAP in der Krise

Kagermanns letzte Monate als CEO werden hart

28.10.2008
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Die SAP muss auf die Kostenbremse treten, um den Kontakt zu den Margenzielen nicht abreißen zu lassen. Ob es bei den angekündigten Sparmaßnahmen bleibt, ist nicht sicher.

Im Grunde genommen hat sich SAP bislang achtbar aus der wirtschaftlichen Misere gezogen, denn die Zahlen zum dritten Quartal lagen fast überall im Plan. Im Oktober kam die Krise jedoch auch in Walldorf an, was direkt auf die kurz- und mittelfristigen Erwartungen des Softwarekonzerns durchgeschlagen hat.

In einem TV-Interview am Dienstag sprach SAPs Co-CEO Henning Kagermann von „außergewöhnlichen“ Zeiten. Sein Fokus liege im laufenden Quartal auf der Gewinnspanne. Das neue Margenziel von 28 Prozent steht indes auf zwei wackeligen Säulen: dem Anstieg der bereinigten Software- und softwarebezogenen Serviceerlöse um 20 bis 22 Prozent gegenüber Vorjahr, und der Senkung der Kosten um 200 Millionen Euro bis Jahresende. SAP versuche, das zweite Ziel mit den bereits angekündigten drastischen Sparmaßnahmen zu erreichen. Zur künftigen Stärke der Belegschaft äußerte sich der Manager nicht.

Die Börse hatte dem Walldorfer Papier lange Zeit die Treue gehalten. Allerdings gab sich das SAP-Management auch stets überraschend optimistisch, ohne größere Blessuren durch die Turbulenzen zu kommen. Gegen den Börsentrend war das Papier bis Ende September sogar gestiegen. Nach der Gewinnwarnung folgte der jähe Fall auf das Preisniveau des Jahres 2003. Auch nach Bekanntgabe der Zahlen rutsche die SAP-Aktie zwischenzeitlich um 13 Prozent ab. An einem turbulenten Handelstag konnten die Anteilscheine zwischenzeitlich ihre Verluste eindämmen. Die Marktkapitalisierung der SAP beläuft sich auf knapp 30 Milliarden Euro.

Die nächste Prognose will das Unternehmen Anfang 2009 abgeben. Der 61-jährige Kagermann scheidet im Mai 2009 aus der operativen Führung des Unternehmens aus. Den Posten des Vorstandssprechers teilt er sich schon seit einigen Monaten mit seinem Kollegen Leo Apotheker. Der soll künftig alleiniger CEO werden. Für Kagermann werden die letzten Monat kein sanfter Übergang in den Ruhestand, sondern vermutlich die schwerste Zeit seiner Karriere.

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