HOCHLEISTUNGSDRUCKER

Käufermarkt diktiert die Vielfalt der Druckertechniken

06.07.1990

Begnügte man sich früher damit, die in der Datenverarbeitung digital gespeicherten, alphanumerischen Zeichen in eine für den Menschen nur "irgendwie" lesbare Information umzuwandeln, legen DV-Benutzer heute immer mehr Wert auf hohe Druckleistung und -qualität, einschließlich einer ausgefeilten Technik der Formular- und Grafikgestaltung. *

Drucksucht

Wer vom papierlosen Büro geträumt hatte, wird tagtäglich eines schlechteren belehrt. Kein Rechenzentrum mehr ohne Hochleistungsdrucker, wenn nicht gar ohne eine ganze Druckerstraße, kein PC ohne seinen "Drucki". Und alle fressen Papier in rauhen Mengen. Werden die Ausdrucke auch nicht getreu nach dem Motto "Denn, was man schwarz auf weiß besitzt kann man getrost nach Hause tragen" wirklich nach Hause getragen, so landen sie doch häufig als teure Informations-Umweltverschmutzung auf dem kürzesten Weg im Datensumpf der Papierkörbe. Dagegen scheint kein Kraut gewachsen.

Der boomende Druckermarkt, in dem die Japaner bekanntlich kräftig mitmischen, ist ein deutliches Zeichen dafür, daß Menschen sich trotz aller Bildschirmherrlichkeit nicht davon abhalten lassen, eine Information buchstäblich "begreifen" zu wollen. Und dazu ist neben dem Verstand merkwürdigerweise immer noch Papier als Trägermedium notwendig. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Dieser Bedarf an auch mit den Händen zulassender Information wird in den Unternehmen offenbar über das notwendige Maß hinaus derart akzeptiert, daß sich das genadelte, das gelaserte, das geplottete Erscheinungsbild des DV-Endproduktes inzwischen geradezu zum Statussymbol gemausert hat. Ergonomie alleine dürfte nicht der Grund dafür sein, daß feinstes hochweißes Papier und sündteure Laserdrucker, beispielsweise in den Büro- und DV-Etagen zum weithin selbstverständlichen Standard geworden sind.

Dennoch hat sich dank eines kräftigen Wettbewerbs ein Käufermarkt entwickelt. Nicht nur, was die Konditionen anbelangt, kann der Kunde abwägen, auch die Auswahl an Output-Equipment "läßt keine Wünsche offen", ist der Marktbeobachter geneigt zu sagen. Kosten/Nutzen-Berechnungen scheinen beim Druckerkauf zur Zeit nicht die Rolle zu spielen, die ihnen im Hinblick auf einen sorgfältigen Umgang mit Hard- und Software-Ressourcen sowie Manpower und last, but not least Papier gebühren würden. bi

Schriftarten im Fluge

"Visualisierung" fordern Ergonomen und Organisatoren als probates Mittel der schnellen Wissensvermittlung. Wenn, wie in nebenstehendem Beispiel, auch noch auf Ästhetik, Witz und die richtigen Assoziationen beim Betrachter geachtet wird, kann der Computer-Output fast zum Kunstprodukt avancieren.

Voll im Trend

In Zeiten ständiger Leistungssteigerung bei den zentralen Rechnern wirken sich konventionelle Zeilendrucker mit ihrer mechanischen Anschlagtechnik immer häufiger als Engpaß im DV-Betrieb eines Unternehmens aus. Hinzu kommt, daß sich in den letzten Jahren die Qualitätsansprüche der Anwender an die Druckausgabe beträchtlich gewandelt haben. Kein Wunder also, wenn Hochleistungs-Seitendrucker Konjunktur haben. Sie arbeiten nach dem anschlagfreien Non-impact-Verfahren und bieten eine große Flexibilität bei hoher Bildauflösung. International tätige Marktforscher wie die International Data Corporation (IDC) sagen diesen Drucksystemen eine große Zukunft voraus.

Was diese Anforderungen betrifft, konnten die traditionellen mechanischen Drucker, die Pioniere aus der Anfangszeit der Datenverarbeitung, nur schwer Schritt halten. Zwar ließ sich ihre Druckleistung erheblich steigern, was insbesondere auf die Herstellung leichterer Druckhämmer zurückzuführen war, die Grafikmöglichkeiten blieben jedoch äußerst begrenzt.

Ein anderer Ansatz war die inzwischen weitverbreitete Matrix-Drucktechnik, die zwar grafische Darstellungen durch Generierung bestimmter Punkteanordnungen auf dem Papier ermöglicht, jedoch aufgrund von Größe, Gewicht und Anzahl der punkterzeugenden Nadeln keine extrem hohen Druckleistungen und Bildauflösungen zuläßt.

Aufgrund der Erfahrungen mit mechanischen Druckern wurden seit Anfang der siebziger Jahre verschiedene anschlaglose Drucker konzipiert und teilweise auf den Markt gebracht. Hierzu gehören elektrografisch arbeitende Drucker, elektrofotografische beziehungsweise elektrostatische, Tintenstrahl- und Thermodrucker.

Die elektrografischen Druckverfahren haben sich allgemein nicht durchsetzen können, wohingegen die Thermodrucker einen gewissen Erfolg für sich verbuchen konnten. Ihr Nachteil ist, daß sie wärmeempfindliches Spezialpapier benötigen, relativ langsam drucken und nicht sehr haltbare Druckbilder erzeugen. Das Tintenstrahlverfahren ist eine sehr elegante Technik, die allerdings die an sie gestellten Erwartungen in der praktischen Umsetzung nur im unteren Leistungsbereich erfüllen konnte.

Drucker, die nach dem direkten elektrostatischen Verfahren arbeiten, galten lange Zeit insbesondere was die Bild- und Grafikerzeugung betrifft - als erfolgreiche Vorreiter des anschlaglosen Verfahrens. Bei Anwendungen mit hohem Druckvolumen wird hierbei jedoch die Verwendung von Spezialpapier relativ teuer.

Nicht mit diesem Handikap behaftet ist das indirekte elektrostatische Druckverfahren, das mit Normalpapier auskommt und hinter dem sich die Technik der Elektrofotografie verbirgt. Dieses wohl bekannteste Non-impact-Druckverfahren wurde erstmalig in Kopiergeräten (Xerografie) angewandt.

Elektrofotografische Drucker, die mit Lasertechnik arbeiten, nennt man heute Laserdrucker. Bei ihnen schreibt ein Laserstrahl die Druckzeichen oder Grafiken computergesteuert als Schwarzweiß-Raster auf eine Trommel. Vorteile dieser Drucker sind die hohen Druckleistungen bei Verwendung einfachen Papiers. Nachteilig wirken sich die hohen Kosten aufgrund der technischen Komplexität und der dementsprechende Wartungsaufwand im Vergleich zu mechanischen Druckern aus.

Mit relativ wenig Mechanik und geringem Wartungsaufwand kommt das magnetische Druckverfahren aus, das von der Grundidee her nicht sehr weit vom elektrostatischen Verfahren entfernt ist. Kernstück der Magnetdrucker, die seit Anfang der 80er Jahre von der französischen Bull-Gruppe entwickelt wurden (Bull-interne Bezeichnung für die Drucker: "Mathilde"), ist eine Magnettrommel. Die Lebensdauer eines solchen Druckzylinders wird mit zirka zehn Millionen Druckseiten angesetzt, was dem Mehrfachen herkömmlicher Druckzylinder in der Elektrofotografie entspricht.

Die Anwendungen für moderne, anschlagfrei arbeitende Hochleistungs-Drucker sind vielfältig. Typische Einsatzbereiche finden sich bei der computergestützten Dokumentations- und Drucksachenherstellung im Handel, bei Versicherungen, Bank- und Kreditinstituten, kommunalen Verwaltungen, Verlagen, Lotteriegesellschaften oder Direct-Mailing-Unternehmen. Unterschiedlichste Formular- und Zeichensätze können ebenso elektronisch gespeichert werden wie Bar-Codes, Firmenlogos oder sogar Unterschriften.

Manche der angebotenen Hochleistungs-Drucker verarbeiteten neben den üblichen Endlosformularen auch Einzelblätter, oder es können bei Bedarf - in Verbindung mit entsprechenden Steuerrechnern komplette Postverarbeitungsstraßen online angeschlossen werden.

Der europäische Druckermarkt boomt

In ihrer Europastudie vom Herbst 1989, die auf den 1988er Zahlen basiert, unterscheidet IDC nach Non-impact-Druckern der Leistungsklassen "21 bis 59 Seiten pro Minute", "60 bis 100 Seiten pro Minute" und "Über 100 Seiten pro Minute".

Eindeutiger Marktführer hinsichtlich der Auslieferungen 1988 in Deutschland in der Klasse bis 59 Seiten war demnach Rank Xerox, gefolgt von DEC und Dataproducts. In der Klasse bis 100 Seiten rangierte Comparex vor Bull und Rank Xerox. Bei Systemen mit einer Leistung von über 100 Seiten pro Minute hatte Siemens mit deutlichem Abstand die Nase vorn vor Rank Xerox und IBM. Europaweit konnte die Bull-Gruppe in der Systemklasse über 60 Seiten ihren 1987 eroberten Spitzenplatz vor Siemens, Rank Xerox, Comparex und IBM behaupten.

Insgesamt weist die IDC-Studie nahezu 5000 Non-impact-Drucker aus, die 1988 in Europa ausgeliefert wurden. In den kommenden Jahren erwarten die Marktforscher eine rasante Entwicklung des Geschäftes mit Hochleistungs-Druckern: Für 1994 rechnet man mit einem mehr als siebenmal größeren Absatz als im vergangenen Jahr, nämlich mit über 36 000 Druckern.