Feindliches Übernahmeangebot für Breitband

Kabelriese Comcast bedrängt AT&T

13.07.2001
MÜNCHEN (IDG/CW) - Im US-amerikanischen TK-Markt bahnt sich ein größerer Übernahmekampf an. Der Kabelriese Comcast Corp. hat ein unerwünschtes Kaufangebot für die Breitbandkabelsparte des Telefonkonzerns AT&T abgegeben.

Beide Unternehmen standen, wie jetzt in New Yorker Börsenkreisen bekannt wurde, schon seit längerem in Verhandlungen. Die Gespräche wurden jedoch ergebnislos abgebrochen. Als Konsequenz daraus hat Comcast nun angekündigt, den AT&T-Aktionären eine nicht uninteressante Kaufofferte zu unterbreiten. Demnach ist die Kabelfernsehgesellschaft bereit, für die Kabelsparte von AT&T etwa 44,5 Milliarden Dollar in Form eines Aktientausches zu bezahlen sowie die Tilgung alter Verbindlichkeiten des Carriers in Höhe von 13,5 Milliarden Dollar zu übernehmen.

Käme der Deal zustande, würde die Comcast Corp., an der Microsoft-Gründer Bill Gates mit 11,5 Prozent beteiligt ist, mit rund 22 Millionen Abonnenten zum weltweit größten Kabel-TV-Anbieter avancieren. Allein jeder fünfte US-Haushalt wäre dann Kunde des Konzerns, der in Deutschland vor allem durch den Homeshopping-Sender QVC bekannt ist. Derzeitiger Marktführer in den USA ist AT&T, gefolgt von AOL Time Warner. Marktbeobachter warnten denn auch umgehend von einem ungesunden Konzentrationsprozess im Kabel-TV, der derzeit auch in einigen Ländern Europas, zum Beispiel in Deutschland, festzustellen sei. Hierzulande haben sich bekanntlich die US-Konzerne Liberty Media und Callahan mehrheitlich die regionalen Kabelnetze der Deutschen Telekom gesichert.

An der Wallstreet richtet man sich jetzt auf ein länger andauerndes Übernahmeringen ein. AT&T werde das "nicht erwünschte Angebot" prüfen und umgehend beantworten, teilte eine Sprecherin der Telefongesellschaft knapp mit, während sich das Comcast-Management in ersten Drohgebärden übte. Das Board of Directors von AT&T sollte das Angebot ernsthaft analysieren, bevor eine offizielle Offerte an die Aktionäre ergeht, hieß es dort. Fest steht zumindest eines: Für AT&T kommt dieser Schlagabtausch im denkbar ungünstigsten Moment. Der Carrier steckt inmitten eines von CEO Michael Armstrong in Gang gebrachten Aufspaltungsprozesses. Just an dem Tag, als Comcast sein Übernahmeangebot veröffentlichte, brachte AT&T seinen Mobilfunkableger AT&T Wireless an die Börse. Ein IPO der Breitbandkabelsparte, die gemeinhin als Filetstück des Konzerns gilt, war für den Herbst geplant. Dieser Zeitplan könnte nun, wie es an der Wallstreet weiter hieß, ernsthaft ins Wanken geraten.