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Netzneutralität

Kabelanbieter wollen Geld von Youtube und Co

12.08.2010
Die Anbieter der Kabelnetze in Deutschland forcieren die Debatte über neue Verkehrsregeln auf der Datenautobahn.

"Die Unternehmen, die massiv profitieren, sollen sich auch an den Netzkosten beteiligen", sagte der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Kabelnetzbetreiber, Peter Charissé, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. "Das sind vor allem die Videoanbieter wie Youtube." Der Verband forciert damit die Debatte über die Netzneutralität - dieses Prinzip sieht einen gleichberechtigten Transport aller Daten im Internet vor. Diese Diskussion komme zum richtigen Zeitpunkt, sagte Charissé. "Wir sind in der gleichen Situation wie die Telekom und viele andere Anbieter, dass wir immer mehr investieren in die Netze."

Die klassischen Netze fürs Kabelfernsehen seien von der Einbahnstraße weggekommen und ermöglichten nun die Kommunikation in zwei Richtungen. Für diese Erweiterung und für den Ausbau der Kapazitäten seien "beständig mehr als 20 Prozent unserer Umsätze investiert" worden, sagte der Verbandsgeschäftsführer. Im Schnitt seien das jährlich etwa 700 Millionen Euro. Vor allem Glasfaserverbindungen seien massiv installiert worden - "und das wird natürlich weitergehen".

"Es ist absehbar, dass sich der Datenverkehr weiter rasant entwickelt", sagte Charissé. Eine Kostenbeteiligung der Inhalte- Anbieter sei im Kabelnetz nichts Neues: "Auch beim Transport von Fernsehprogrammen in Kabelnetzen gibt es eine Kostenbeteiligung." Der Verband mit Sitz in Köln hat dabei nach Darstellung seines Geschäftsführers "keine Startups im Auge, sondern nur die großen Konzerne, die Milliardenumsätze erzielen".

Diese Argumente sind freilich alles andere als neu. Gleiches gilt für eine Mitteilung des Social Networks Facebook, das sich in den USA gegen die gemeinsame Erklärung von Google und Verizon zur Netzneutralität ausgesprochen hat. "Facebook unterstützt auch weiterhin die Prinzipien der Netzneutralität für sowohl kabelgebundene wie drahtlose Netze", erklärte der in Washington ansässige Firmenlobbyist Andrew Noyce (Google und Verizon hatten den Mobilfunk explizit außen vor gelassen). "Der Erhalt eines offenen Internets, das Innovatoren unabhängig von ihrer Größe oder Finanzkraft nutzen können, wird einen lebendigen und Markt mit Wettbewerb fördern, auf dem die Verbraucher kontrollieren, welche Inhalte und Dienste über ihre Internetanschlüsse fließen."

Noyce bestätigte dem Branchendienst "Cnet" in einer E-Mail, dass Facebook mit der Mitteilung eigentlich nur erneut seine bekannte Haltung bestätige und dass das Statement in keinem direkten Zusammenhang zur Erklärung von Google und Verizon stehe. Facebook hatte bereits im vergangenen Herbst einen offenen Brief an den Chairman der FCC (US-Pendant zur Bundesnetzagentur) Julius Genachowski unterzeichnet, um dessen Bemühungen um den Erhalt der Netzneutralität zu unterstützen. (dpa/tc)