Um die Kartellbehörde zu beruhigen

Kabel Deutschland drängt ins Internet

10.09.2004

Mit dem Versprechen, in den kommenden zehn Jahren knapp eine Milliarde Euro in den Internet-Zugang via TV-Kabel zu investieren, bemüht sich die KDG um das Wohlwollen der Kartellbehörde. Ziel des Unternehmens ist, die restlichen drei deutschen Kabelgesellschaften (Ish, Iesy, Kabel Baden-Württemberg) aufzukaufen. Dem will das Kartellamt einen Riegel vorschieben und hat deshalb die eingeleitete Transaktion vorläufig untersagt. Rund 2,7 Milliarden Euro bietet KDG für die kleinen Wettbewerber; die Zahl der Kunden soll durch den Deal von derzeit zehn Millionen auf über 17 Millionen steigen.

KDG kündigte angesichts der Bedenken aus der Behörde ein "umfangreiches Zusagenpaket" an, dessen Volumen sich insgesamt auf 1,8 Milliarden Euro beläuft. Unter anderem sollen rund 50 Prozent der erreichbaren Haushalte innerhalb von drei Jahren auf die Internet-Technik aufgerüstet werden. Durch die Investition von knapp einer Milliarde Euro werde dem Breitband-Marktführer, der Deutschen Telekom, ein "echter Wettbewerb" geboten. Der Anteil der Telekom an DSL-Verbindungen liegt bei rund 90 Prozent. Marktbeobachter kritisieren, dass Deutschland wegen des fehlenden Wettbewerbs bei Breitbandzugängen im internationalen Vergleich eine nur geringe Durchdringung und Wachstumsrate aufweist.

Die Deutsche Telekom hatte unter dem Druck der EU-Kommission Anfang 2003 den Rest des Kabelnetzes an KDG verkauft, das Geld kam vornehmlich von der US-amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs. Das Kartellamt untersucht derzeit, ob es dabei zu einer Absprache zwischen KDG und der Telekom gekommen war, um den Wettbewerb bei Internet-Zugängen zumindest zeitlich auszusetzen. Beide Unternehmen bestreiten dies. Anfang Oktober will die Kartellbehörde bezüglich der geplanten Fusion eine Entscheidung bekanntgeben. (ajf)