Juristische Erfolge fuer Lotus und Symantec Borland-Juristen agieren mit ungewoehnlichen Rechtsmittel

03.09.1993

MUENCHEN (gfh) - Borlands Hausjuristen gehen mit ungewoehnlichen Mitteln vor. Im Prozess gegen den zu Symantec gewechselten Manager Gene Wang sind die Juristen in den Verdacht geraten, Zeugen bestochen zu haben. Ausserdem haben sie nun in dem seit drei Jahren schwelenden Prozess mit Lotus eine einstweilige Verfuegung gegen das eigene Unternehmen erwirkt, das den weiteren Vertrieb von Quattro Pro fuer Windows untersagt.

Ziel dieser ungewoehnlichen Massnahme war, so Borland- Geschaeftsfuehrer Leo Merkel, auf diese Weise ueber ein Berufungsverfahren den Prozess mit einem neuen - in DV-Fragen kundigeren - Richter fortzusetzen. Die Behauptung, Borland besteche im Fall gegen Symantec Zeugen, bewertet er als boeswillige Verleumdung.

Bei diesem Verfahren geht es darum, dass der zu Symantec gewechselte Ex-Borland-Manager Gene Wang vertrauliche Unterlagen seines vorigen Arbeitgebers entwendet haben soll. Nun wurde dieser Fall dem zustaendigen Distriktsstaatsanwalt von Santa Cruz entzogen und der kalifornischen Staatsanwaltschaft uebergeben. Das Gericht reagierte damit auf Vorwuerfe von Symantec, wonach Borland mehr als 12 000 Dollar an Zeugen und andere in den Fall verwickelte Personen bezahlt haben soll.

Beschraenktes Verkaufsverbot

Das im Rechtsstreit mit Lotus erfolgte Verkaufsverbot fuer die Tabellenkalkulation Quattro Pro fuer Windows bezieht sich lediglich auf die derzeit am Markt befindlichen Produkte. Eine von der einstweiligen Verfuegung nicht betroffene Nachfolgeversion wird in den USA im September vorgestellt. In Deutschland soll es eine Interimsausgabe des Produkts geben, bei dem die Funktionen fehlen, um die es in dem Prozess geht.

Umstrittene Schnittstelle

Lotus hatte Borland vor etwa drei Jahren verklagt, weil Quattro Pro nicht nur unzulaessigerweise Menueteile von Lotus-1-2-3 fuer Windows uebernommen hat, sondern darueber hinaus fuer 1-2-3 geschriebene Programme abarbeiten kann. Inzwischen hat Borland zwar sein Programm-Menue geaendert, beharrt aber darauf, dass die Programm-Schnittstelle zulaessig sei.