Netzkontrolle auf OpenStack-Basis

Juniper stellt virtuellen Router vMX vor

11.11.2014
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
In Vorbereitung auf eine IT-Landschaft, die als programmierbare Welt beinahe "everything as a service" beziehen wird, hat Netzhersteller Juniper seine Virtualisierungsstrategie erweitert. Neu ist etwa der virtualisierte Router vMX für x86-Plattformen.
Juniper schrumpft den Router. Die Software des vMX passt auf einen USB-Stick.
Juniper schrumpft den Router. Die Software des vMX passt auf einen USB-Stick.
Foto: Juniper

Glaubt man Juniper, dann stehen den Netzwerken und ihren Betreibern noch die Veränderungen bevor, die die Musikindustrie bereits hinter sich hat. Dies wird nach den Worten von Mike Marcellin, Senior Vice President bei Juniper, besonders Carrier und Service Provider betreffen. Ihr Geschäftsmodell werde sich vom klassischen Verkauf vordefinierter Pakete (etwa Telefonie, Internet-Zugang) zu einem Modell wandeln, bei dem eine vom User definierte Infrastruktur nachgefragt werde.

Mike Marcellin, Senior Vice President bei Juniper, sieht Carrier und Service Provider vor einem ähnlichen Wandel wie ihn die Musikindustrie bereits hinter sich hat.
Mike Marcellin, Senior Vice President bei Juniper, sieht Carrier und Service Provider vor einem ähnlichen Wandel wie ihn die Musikindustrie bereits hinter sich hat.
Foto: Juniper

Ein Wandel, der auch auf den IT-Alltag dramatische Auswirkungen habe - nicht nur bei den Carriern, sondern auch bei den großen Corporate Netwoks. Diese sieht man bei Juniper mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert wie die Carrier. So gehört für Marcellin die klassische durch Hardware definierte Infrastruktur der Vergangenheit an. Gefragt sei vielmehr eine elastische Infrastruktur, mit der Unternehmen und Carrier schnell auf sich ändernde Anforderungen ohne hohen Investitionsaufwand reagieren können. Eine Infrastruktur, die es nach den Worten von Nicolas Fischbach, Director Strategy, Architecture und Innvation bei Colt, auch erlauben muss, dass man "schneller, aber billiger" mit einem Projekt scheitern könne. Nur so ist es Fischbach zufolge möglich, neue Services oder Produkte auf ihre Marktakzeptanz zu testen. Eine Grundvoraussetzung für ihn ist dabei, dass kein großer Invest in die Hardware zu tätigen ist.

Virtueller Router auf USB-Stick

Den Wünschen nach weniger Kosten bei steigender Flexibilität will Juniper nun mit seinen neuen Cloud-Lösungen nachkommen. Hierzu zählt etwa der virtuelle Router vMX. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich hierbei branchenweit um den ersten komplett virtualisierten Carrier-grade Router, der auf x86-Plattformen läuft.vMX kann durch Contrail sowie OpenStack orchestriert und mit Junos Space verwaltet werden. Technisch handelt es sich um eine Ableitung des MX2020. Dieses Modell hatte Juniper vor rund einem Jahr auf den Markt gebracht. Im Gegensatz zum Hardware-basierten Router können laut Juniper Service-Provider und Unternehmen leicht x86-Ressourcen einsetzen, um sich an die ändernden Geschäftsprioritäten ihrer Kunden anzupassen. Der virtuelle Router soll im ersten Quartal 2015 verfügbar sein.

SDN-Controller in der Cloud

Ebenfalls virtualisert wurde der SDN-Controller Contrail. Als Contrail Cloud erlaubt er jetzt laut Senior Vice President Marcellin den Aufbau einer Cloud im Rack. Dabei ist Contrail Cloud eine OpenStack-basierte Softwareplattform zur Orchestrierung von Cloud-Resourcen. Contrail Cloud liefert virtuelle Netzwerkfunktionen (VNFs) wie Juniper Networks Firefly Perimeter, eine virtuelle Sicherheitslösung, die sowohl Firewall, Antivirus, Anti-Spam und Intrusion Prevention System (IPS) enthält.

Junipers Virtualisierungsstrategie basiert auf drei Produkten.
Junipers Virtualisierungsstrategie basiert auf drei Produkten.
Foto: Juniper

Im Zuge seiner Virtualisierungsoffensive hat Juniper gleichzeitig sein Betriebssystem Junos überabeitet. Mit den neuen Junos DevOps soll es künftig eine programmierbare Grundlage geben, so dass es möglich ist die Hardware zu erweitern, ohne dass neue Versionen des Betriebssystems erforderlich sind. Eine der Erweiterungen ist Junos Continuity mit der neue Hardwarefunktionen oder Upgrades leichter eingeführt werden können. Nach Angaben des Netzwerkherstellers ersparen sich die Anwender auf diese Weise langwierige Test- und Anpassungsphasen bei der Einführung neuer Funktionen. Zudem sei Junos jetzt in der Lage mit Management-Lösungen wie Puppet, Chef und Ansible zu interagieren. Ferner werden nun Programmiersprachen wie Ruby oder Python unterstützt. Mit diesem Schritt will Juniper die Steuerung und Kontrolle von IP- und IT-Domänen vereinheitlichen und so ein reibungsloseres Zusammenspiel der verschiedenen Applikationen etwa zwischen Netzwerk und Speichernetz ermöglichen.

Letztlich sollen die Neuerungen die Anwender beim Aufbau hochperformanter Netze, von Juniper als High-IQ-Netzwerke bezeichnet, unterstützten und eine höheren Grad an Virtualisierung und Automation erlauben.