Bund prämiert vielversprechende DV-Konzepte

Junge IT-Unternehmen auf der Comdex

09.10.1998

Vom Zukunftsfeld Multimedia - 1995 zum (Un-)Wort des Jahres gekürt - erhofften sich Industrie und Politiker gleichermaßen einen Wachstumsmotor für den Standort Deutschland. Doch bislang wurden hierzulande erst 1100 Firmen in diesem Umfeld gegründet - zuwenig, wie die Bonner Politiker meinen. Für frischen Wind soll nun die Gründer-Leistungsschau sorgen. Verantwortlich für den Messeauftritt der Newcomer auf einem eigenen "Startup-Pavillon" war die VDI/VDE-Technologiezentrum Informationstechnik GmbH aus Teltow.

Für Anwender, die Anmerkungen an elektronischen Dokumenten wie eingescannten Unterlagen, 3D-Grafiken, Konstruktionszeichnungen etc. anbringen möchten, bietet MMS&B (www. mmsub.com) das Annotationssystem "Asub". Schon Leonardo da Vinci hatte an den Zeichnungen seiner Schüler etwas auszusetzen und fügte seine Verbesserungsvorschläge hinzu", erklärt Ralf Mecklenburg, Geschäftsführer des jungen Stuttgarter Unternehmens, das Prinzip seiner Software.

Anwender können aber nicht nur Dokumente kommentieren, sondern auch zu Arbeitsabläufen wie etwa der Bedienung einer Textverarbeitung oder Finanzbuchhaltung ihre Kritik äußern. Dazu werden die Arbeitsschritte per Screen-Cam aufgezeichnet, und der User kann an kniffligen Stellen seine Kommentare elektronisch einfügen, die dann wie gelbe Post-it-Zettel auf dem Dokument "angeklebt" erscheinen.

Als Annotation können auch Medien wie Sprache, Web-Seiten oder Videos verwendet werden. Typische Einsatzgebiete für Asub sieht Mecklenburg in der Telemedizin, bei der Ärzte über das Web kommunzieren und gemeinsam Diagnosen treffen. Auch ein Einsatz in Call-Centern zur Bearbeitung von Supportanfragen sei denkbar.

Für den gestreßten unternehmensinternen Helpdesk-Mitarbeiter und genervte Anwender stellte die Züricher Acadys Partner Ltd. (www.acadys.com) ihr gleichnamiges System vor. Herzstück der Anwendung ist ein elektronischer Fragebogen, der jedem User zur Verfügung gestellt wird. Ziel ist es, die versteckten Kosten der DV zu ermitteln, die durch uneffektive Systeme und Ausfallzeiten entstehen. Dazu werden die Endanwender befragt, wie sie ihre Hard- und Software nutzen, wann und warum Ausfallzeiten entstehen und wo Verbesserungspotentiale liegen.

Um Befürchtungen von Mitarbeitern und Betriebsräten in puncto Datenschutz zu beruhigen, wird die Befragung vor der Auswertung und Vorlage bei Geschäftsführung oder Vorstand anonymisiert, verspricht Graziano Conti, Managing Director von Acady. Die Beantwortung des Fragebogens dauere rund 20 Minuten. Die Beratung im Vorfeld sowie ein abschließender Bericht mit Analysen und Verbesserungsmöglichkeiten gehören zum Angebot der Schweizer.

Die Kerpe GbR, Ostelheim (www.kerpe.de), hat sich auf Beratung, Konzeption und Support im Bereich der virtuellen Realität (VR) spezialisiert. Der Aufbau elektronischer Produktpräsentationen, Messen, Betriebsanleitungen und Auskunftssysteme gehören zum Leistungsspektrum der Softwerker. Basis der Anwendungen sind die Virtual Modelling Language (VRML 97), eine standardisierte Beschreibungssprache für VR, sowie Java und Javascript.

Steckenpferd der Company ist der Einsatz von VR im technischen Bereich: Dazu gehört neben mechanischen Lösungen wie Achsen und Roboterarmen auch, die Bedienung von Maschinen zu simulieren. Die Datenbasis für den Aufbau einer VR-Anwendung ist laut Hersteller in Form von 2D- oder 3D-CAD-Zeichnungen in vielen Betrieben vorhanden. Auch die erforderliche Hardware-Ausstattung ist heute Standard: ein Pentium-PC mit 220 Megahertz, 32 MB RAM mit beschleunigter 3D-Darstellung (Direct X oder Open GL), Soundkarte sowie ein VRML-97-Browser.

Ein "Intranet Dialog Center" zeigte die Oldenburger MSG (www.msg-ag.com). Das datenbankbasierte System archiviert die laufende Kommunikation und ermöglicht jederzeit gesicherten Zugriff auf Informationen. Eingehende E-Mails können durch ein Multitracking im System bis zum Versand der Anwort verfolgt werden. Sollte eine Nachricht bei Mitarbeitern verlorengehen, können die Informationen aus der Datenbank wiederhergestellt werden.

In einer Kommunikationsdatenbank läßt sich mittels Service-Agenten nach passenden Antwortschreiben suchen. Um die E-Mail-Flut zwischen Mitarbeitern zu steuern, kann zwischen Push- und Pull-Verfahren gewählt werden. Die Informationen sind über einen Browser von Netscape oder Microsoft abrufbar. Mittels SQL- und ODBC-Schnittstellen lassen sich die gängigen relationalen Datenbanken anschließen.

Ein weiterer Gewinner des Gründerwettberwerbs ist die Magdeburger Mdlink GmbH (www.mdlink.de). Das Unternehmen hat das Intranet-basierte "LS Office" im Programm. Terminplanung, Warenwirtschaft, Adreß- und Projektverwaltung bilden den Mittelpunkt dieser Software. Jeder Mitarbeiter kann private Voreinstellungen etwa bei Terminansichten oder Projektplänen speichern. Zu Treffen können via Internet sowohl Kollegen als auch Angestellte anderer Unternehmen eingeladen werden.

Die Benutzeroberfläche von LS Office ist in reinem HTML enwickelt worden. Als technische Voraussetzungen nennt der Anbieter Sun-Solaris-Systeme als Server und Sybase- oder Oracle-Datenbanken. Am Client kann jeder HTML-3-fähige Brower eingesetzt werden.

Gründerwettbewerb

Im Gründerwettberwerb, der vom VDI/VDE konzipiert wird und unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie steht, werden jährlich bis zu 100 zukunftsweisende Ideen ausgezeichnet und prämiert. Den Gewinnern winken Preise in Höhe von 10000 Mark, die zwanzig besten Konzepte können zusätzlich weitere 50000 Mark bekommen. Der zweite Wettbewerb ist gestartet; bis zum 31.12.1998 können Ideenpapiere bei der VDI/VDE-IT eingereicht werden. Weiter Informationen sind unter www.gruenderwettbewerb.de erhältlich.