Aufmerksam, flexibel, hartnäckig

Jobwechsel in schwierigen Zeiten

25.03.2010
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

"Projekt Björn 2.0"

Björn Schneider (39) wollte sich beruflich verändern. Bisher war die Jobsuche für ihn immer glatt gelaufen. Seine erste Festanstellung fand er nach dem Studium der Elektrotechnik und technischen Informatik als Softwareentwickler bei Dräger Medizintechnik an seinem Heimatort Lübeck. "Über ein Praktikum und meine Diplomarbeit kam ich 1995 nach dem Studienabschluss als Softwareentwickler zum Unternehmen", erinnert er sich. Schließlich lockte ihn nach fünf Jahren die Welt der New Economy, und er tauschte seinen sicheren Job gegen eine Position in einer Internet-Firma ein. Doch das Abenteuer endete schon bald mit der Insolvenz des kleinen Unternehmens. Anschließend musste Schneider seine erste und einzige Bewerbung schreiben und heuerte als Berater und Trainer bei Oose in Hamburg an. Der Schritt vom Softwareentwickler zum Trainer war nicht einfach. "In meinem ersten Firmentraining hatte ich mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen", räumt Schneider ein

Björn Schneider: 'Der Schritt vom Softwareentwickler zum Trainer war nicht einfach.'
Björn Schneider: 'Der Schritt vom Softwareentwickler zum Trainer war nicht einfach.'

Nach zwei Jahren als Trainer zog es den Softwareentwickler wieder zu seinem ersten Arbeitgeber Dräger nach Lübeck. "Als Projektleiter habe ich einen Führungsjob übernommen und ein Team mit zehn Mitarbeitern geleitet", erzählt Schneider. "In meinem Job als Chef hatte ich die Chance, es besser zu machen und auch Methoden wie Coaching während der regelmäßigen Mitarbeitergespräche angemessen einzusetzen." Er hatte sich nebenher zum Coach ausbilden lassen, um Faktoren wie Soft Skills und gruppendynamische Prozesse in seine Arbeit einzubinden.

Doch nach fünfeinhalb Jahren suchte Schneider wieder eine andere Herausforderung. "Ich habe es ‚Projekt Björn 2.0` genannt und mich nach neuen Aufgaben umgesehen. Bei Dräger führte ich zwar mittlerweile Teams mit bis zu 36 Mitarbeitern, doch ich wollte keine Insel zum Überleben, sondern etwas Neues ausprobieren." Mehr zufällig sprach er seinen ehemaligen Chef von Oose bei einem privaten Treffen an und bat ihn um beruflichen Rat. Statt einer Empfehlung bekam er ein Jobangebot. "Nach einem zweistündigen Gespräch mit Bernd Oestereich bot er mir den Job als dritter Geschäftsführer von Oose an. Besonders reizvoll für mich war, dass ich künftig meine Erfahrung als Projekt-Manager sowie mein psychologisches Wissen einsetzen kann, um diesen Geschäftsbereich weiter auszubauen", sagt Schneider. Nach kurzem Überlegen wagte er den Schritt und kündigte in Lübeck. "Mein Chef bei Dräger war betroffen und sagte mir zum Abschied: Ich sehe dich wieder in zwei Jahren. Das war für mich eine nette Geste", erinnert sich der 39-Jährige.

Seit Januar pendelt Schneider zwischen seinem Wohnort Lübeck und seinem neuen Arbeitsplatz in Hamburg. "Die ersten zwei Monate waren anstrengend, doch ich habe meine Entscheidung nicht bereut." Schneider fand seinen neuen Job über sein persönliches Netzwerk, die Krise spielte dabei keine Rolle. "Wer sich beruflich verändern will, sollte flexibel sein und für sich nach einer Lösung suchen."