Tellerjongleure gesucht

Jobsuche zwischen Krisengetöse und Fachkräftemangel

11.03.2009
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Die Renaissance der Anwenderunternehmen als attraktive Arbeitgeber bestätigt Hans-Joachim Popp, CIO des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) in Köln: "In der Krise spüren wir eine deutliche Verbesserung unserer Situation. Wir verlieren nicht mehr so schnell wie früher die fitten Mitarbeiter." Zwar versteht sich das DLR aus Ausbildungsstätte für Ingenieure und Forscher, doch den einen oder anderen Mitarbeiter hätte Popp früher gerne länger an Bord gesehen.

Programmieren ist Teamarbeit

In der Diskussion zwischen Anwender- und Anbieterunternehmen sowie Branchen- und Gewerkschaftsvertreter zeigte sich deutlich, dass die Gesprächspartner eher den Fachkräftemangel als eine Entlassungswelle fürchten. Während die letzte Krise in den Jahren 2001 bis 2003 durch die IT und die Internet-Euphorie ausgelöst wurde, ist heute vorherrschende Meinung, dass IT und neue Web-basierende Anwendungen und Geschäftsmodelle den Weg aus der Krise weisen können. Indem die Unternehmen ihre Mitarbeiter halten und schulen, schaffen sie sich gute Entwicklungsmöglichkeiten, denn nach der Krise brauchen sie die qualifizierten Fachkräfte. "Der Aufschwung kommt gewiss", zeigt sich Hans-Joachim Weis von der IG Metall optimistisch. "Wer heute in die Fortbildung seiner Mitarbeiter investiert, kann sofort durchstarten, wenn es wieder aufwärts geht."

Gefragt sind dafür Softwareentwickler, die interdisziplinär und gemeinschaftlich arbeiten. "Programmieren ist Teamarbeit. Wer sich in der Arbeitsgruppe nicht durchsetzen und seine Kollegen nicht von den eigenen Idee begeistern kann, ist fehl am Platz", beschreibt Frank Widmayer, Personalvorstand beim CRM-Hersteller CAS Software. Daher sind bei dem Hersteller Absolventen gern gesehen, die nicht unbedingt einen geraden Lebenslauf, dafür aber auch Engagement abseits des Studiums vorweisen können. Noch anspruchsvoller formuliert Popp das Anforderungsprofil: "Ein Projekt-Manager gleicht einem Teller-Jongleur. Er muss in Krisensituationen kühlen Kopf bewahren, und ein Team nervenstark aus schwierigen Situationen herausführen. Das lässt sich erlernen. Und wer das kann, muss sich um seinen Job keine Sorgen machen."