IG Metall: Im sozialen Bereich gegensteuern

"Jobkiller"-Gefahr noch nicht gebannt

10.04.1987

BRAUNSCHWEIG (CW) - Die neuen Technologien werden sich nach Ansicht der IG Metall in dem sich abzeichnenden Konjunkturabschwung der nächsten Jahre als "Jobkiller Nummer eins" erweisen. Schon das Konjunkturhoch der vergangenen drei Jahre sei durch den massiven Einsatz neuer Techniken beschäftigungspolitisch "zum Nullsummenspiel" geworden, sagte IG-Metall-Vorstandsmitglied Siegfried Bleicher.

Die neuen Technologien seien die entscheidende Ursache für das beschäftigungslose Wirtschaftswachstum. Bleicher: "Der massive Einsatz neuer Technologien hat die möglichen positiven Beschäftigungseffekte des Wirtschaftsaufschwungs in den letzten Jahren weitgehend neutralisiert." Als Gegenmaßnahme forderte Bleicher eine aktive Beschäftigungspolitik.

Als "Potemkinsche Dörfer" wies Bleicher Berechnungen der Bundesregierung zurück, wonach das Wirtschaftswachstum der vergangenen drei Jahre 600 000 neue Arbeitsplätze geschaffen habe. Die angebliche Mehrbeschäftigung entpuppe sich bei näherem Hinsehen nur als Zunahme von befristeter Arbeit, Teilzeitarbeit und verschiedenen Formen der Leiharbeit. Nachweisbare positive Beschäftigungswirkungen habe es dagegen nur durch die Verkürzung der Wochenarbeitszeit gegeben.

Um einen massiven Abbau von Arbeitsplätzen in den nächsten Jahren zu verhindern, sei daher eine aktive Beschäftigungspolitik notwendig, sagte Bleicher. Dazu gehöre neben der Arbeitszeitverkürzung auch ein Beschäftigungsprogramm, das in Umweltschutz und im sozialen Bereich dauerhafte und gesellschaftlich nützliche Arbeitsplätze schafft.