Jobbörsen suchen neue Einnahmequellen

08.10.2002
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

„In unserer Datenbank ist kein Lebenslauf älter als drei Monate“, wirbt dagegen Stephan Lindenfeld, Pressesprecher von Jobpilot. Aktualisiert der Jobsuchende seinen Lebenslauf nicht innerhalb dieser Frist, wird der Beitrag automatisch aus dem Verzeichnis gelöscht. Mit Serviceangeboten für Unternehmen möchten die virtuellen Stellenmärkte weitere Umsätze generieren. Dazu gehören etwa Jobboards auf den Homepages von Firmen, die die Jobbörsen als ASP-Lösungen einbinden und gegen einen Aufpreis auch dem firmeneigenen Design anpassen.

Außerdem versuchen einige, den klassischen Headhuntern Marktanteile abzujagen, indem sie bei den eingehenden Bewerbungen eine Vorauswahl treffen. Bisher gehörte es zu den eisernen Regeln, nur die Firmen zur Kasse zu bitten. Jobpilot wagt den Versuch, auch für Bewerber kostenpflichtige Angebote ins Sortiment aufzunehmen.

Mit „Career Coaching“ möchten die Bad Homburger zusammen mit Lee Hecht Harrison, einem amerikanischen Tochterunternehmen von Adecco, ins Beratungsgeschäft einsteigen und richtig Geld verdienen. Für 99 Euro erhalten Interessenten einen Bewerbungsunterlagen-Check, ein Einzelcoaching kostet 2600 Euro pro Tag. Nur: Welcher Jobsuchende möchte so viel Geld ausgeben? "Unser Paket könnte Teil eines Outplacement-Vertrages sein", so Lindenfeld vorausschauend.

Konsolidierungskurs Für große Marketing-Kampagnen fehlt den großen Stellenmärkten im Internet momentan das Geld. Nachdem sie in den vergangenen Jahren viel investierten, um die Gunst von Bewerbern und Unternehmen gleichermaßen zu gewinnen, versuchen sie heute, ihre Bilanzen in Ordnung bringen. Jobpilot musste zwar einen Umsatzeinbruch von 36 Prozent im ersten Halbjahr 2002 hinnehmen, sein operatives Ergebnis konnte der Anbieter in diesem Zeitraum jedoch um 78 Prozent verbessern. Die Bad Homburger hoffen, das Jahr 2002 mit einer schwarzen Null abzuschließen. In der Gesamtbilanz kommt ihnen dabei das erste Quartal zugute, da sie hier gewinnbringend arbeiteten. Die norwegische Stepstone ASA versucht ebenfalls, die Kosten in den jeweiligen Landesgesellschaften und im Konzern in den Griff zu bekommen. Im ersten Halbjahr 2002 reduzierte sie ihre Verluste um 95 Prozent auf 3,1 Millionen Euro gegenüber dem Vergleichszeitraum im Verjahr. Bis zum Jahresende soll das Unternehmen den Sprung in die operative Gewinnzone schaffen. Zu Stepstone Deutschland gehört seit diesem Jahr auch der österreichische und Schweizer Markt. Durch weitere Einsparungen konnten die operativen Kosten seit dem ersten Quartal 2002 um 16 Prozent reduziert und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 567000 Euro gesteigert werden. Die Jobbörse Monster gehört zu TMP Worldwide und weist keine gesonderten Zahlen aus.