Keine Einigung über mögliche Zusammenarbeit

Jobbörsen fürchten die Arbeitsämter

29.08.2003
MÜNCHEN (iw) - Jobpilot, Stepstone, Monster, Jobscout 24 und die Bundesanstalt für Arbeit (BA) konnten sich nicht über eine mögliche Zusammenarbeit einigen. Die vier Jobbörsen werfen der Behörde vor, mit Steuergeldern subventioniert in ihren Jagdgründern zu wildern.

Die Diskussionsrunde zwischen den vier Jobbörsen und der Bundesanstalt für Arbeit (BA) war am vergangenen Mittwoch kein gemütliches Kaffeekränzchen. Ein Anlass für den Zwist sind die Pläne der Nürnberger Behörde, verstärkt in die Vermittlung von Fach- und Führungskräften einzusteigen.

Inzwischen nimmt das Projekt "Virtueller Arbeitsmarkt" (VAM) der Bundesanstalt für Arbeit konkretere Formen an. Mit einer eigenen Plattform im Netz möchte die BA ihre Jobvermittlung beschleunigen und verbessern. Regelmäßige Gespräche mit den großen Jobbörsen gehörten von Anfang an dazu. Dieser Austausch ärgerte viele der kleineren Jobbörsen. Sie hatten sich in letzter Zeit immer lauter beschwert, dass sie nicht zu den Gesprächen eingeladen wurden.

BA unter Erfolgsdruck

"Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen wollen wir jetzt mit den Jobbörsen einzeln reden", erklärt Jürgen Koch, Projektleiter VAM, den neuen Ansatz. Das sei auch bei dem letzten Gespräch am Mittwoch letzter Woche beschlossen worden. In einer gemeinsamen Pressemitteilung formieren sich die Konkurrenten Jobpilot, Stepstone, Monster und Jobscout 24 nun zum Widerstand gegen die Behörde. Sie werfen dem VAM-Projekt vor, es verschleudere Steuergelder und komme seinem gesetzlichen Auftrag, Arbeitslose zu vermitteln, nicht nach. Koch hält den Inhalt der Pressemitteilung für eine glatte Lüge, die Gespräche seien nicht abgebrochen worden. "Die Jobbörsen sind sich eigentlich spinnefeind," so der BA-Mann. Treibende Kraft hinter der Kampfansage an die BA sei Jobpilot. Zukünftig plant das VAM-Projektteam keine Diskussionsrunden mit den vier großen Jobbörsen, sondern möchte in Einzelgesprächen die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit ausloten. Dann sollen auch kleinere Stellenmärkte zum Zug kommen.

Holger Lietz, Marketing-Leiter von Jobpilot aus Bad Homburg, beschreibt das Meeting in ganz anderen Worten. Aus seiner Sicht habe die BA Anspruch und Ziel des VAM-Projekts verändert. "Pressesprecher Schütz kündigte an, man werde unter eigenem Label firmieren und strebe die Marktführerschaft an", empört sich Lietz über das neue Selbstbewusstsein der Behörde. Die Vertreter der BA hätten den verdutzten Geschäftsführern der vier Jobboards und Randolph Vollmer, Geschäftsführer von Jobware, erklärt, dass auch die Vermittlung von Fach- und Führungskräften in Zukunft verstärkt zu ihrem Portfolio gehöre. Genau darin sehen die kommerziellen Stellenbörsen ihr lukratives Kerngeschäft. "Wir waren einer partiellen Kooperation gegenüber offen, auch wenn die Schnittmenge zwischen dem Arbeitsamt und den Jobbörsen gering ist", fügt Lietz hinzu.

Mit der Vermittlung von Hochqualifizierten wolle das Arbeitsamt seine Erfolgsquoten erhöhen, vermutet Lietz. Koch argumentiert dagegen, dass das Arbeitsamt schon immer Fach- und Führungskräfte vermittelt habe, wenn auch nicht immer besonders erfolgreich. Das solle sich mit der neuen Plattform ändern. Lietz vermutet, dass BA-Chef Florian Gerster mit seinen Reformplänen innerhalb der Behörde nicht weiter komme und versuche, sich über das VAM-Projekt zu profilieren.

Kai-Uwe Deininger, Geschäftsführer von Monster Deutschland, führt noch weitere Gründe für die auch nach dem Nürnberger Gespräch bestehenden Ungewissheiten an. Seiner Meinung nach sind weder die Schnittstellen zwischen der Plattform des Arbeitsamtes und den Jobbörsen klar definiert noch die Schlagworte für die unterschiedlichen Berufsbezeichnungen. Eine Gefahr für Monster sieht Deininger dagegen nicht, da das Unternehmen schon heute weniger als 50 Prozent seines Umsatzes mit Stellenanzeigen erziele. Allerdings vermutet der Geschäftsführer bei diesen Inseraten einen Preisverfall: "Der Markt wird sich regulieren."