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JMP Securities: Sarbanes-Oxley behindert SAP-Abschlüsse

26.08.2004

Aus Sicht von JMP Securities könnte SAP schon bald das Schicksal von Softwareanbietern wie Veritas, Siebel und BMC teilen, die im zweiten Quartal wegen des Sarbanes-Oxley-Act (SOX) unerwartet niedrige Lizenzerlöse beklagt hatten.

Die kalifornische Investment-Bank geht davon aus, dass viele US-Firmen in den nächsten Monaten ihre geplanten ERP-Investitionen auf Eis legen. Damit wollten sie sicherstellen, dass sie die ab Jahreswechsel in den USA geltenden neuen Bilanzierungs-, Prüfungs- und Haftungsregeln für börsennotierte Unternehmen erfüllen. Im Detail geht es dabei um den Abschnitt 404 des Sarbanes-Oxley-Acts. Dieser besagt, dass die Unternehmen in ihrem Jahresabschluss die Wirksamkeit der internen Kontrollen in ihrer Buchhaltungssoftware und allen angeschlossenen Systemen bestätigen und durch aufwendige Dokumentationen belegen müssen.

Wenngleich auch Oracle, Peoplesoft oder Hyperion von dem Investitionsstau betroffen seien, treffe es SAP als Marktführer im ERP-Bereich besonders hart, schreibt JMP-Analyst Patrick Walravens in seinem Bericht. Die Investment-Bank rechnet daher damit, dass der Softwarekonzern im Schlussquartal 2004 und im Geschäftsjahr 2005 niedrigere Gewinne erzielen wird als bislang erwartet. Gleichzeitig werde der Aktienkurs um bis zu 19 Prozent fallen.

Bei anderen Analysten und nicht zuletzt bei SAP selbst findet diese Einschätzung wenig Zustimmung, berichtet der Branchendienst "Cnet". So erklärte ein Unternehmenssprecher von SAP, dass es nach wie vor eine starke Nachfrage am Markt gebe. Die Kunden würden sich dabei speziell für Lösungen interessieren, die eben diese Anforderungen des SOX adressieren. Peter Coleman, Analyst von Schwab Soundview Capital Markets, merkte an, dass zwischen Kauf und Einführung eines ERP-Systems sechs Monate und mehr vergingen. Demnach hätte sich eine Absatzschwäche bei SAP bereits zu Ende des zweiten Quartal 2004 bemerkbar machen müssen. Dies sei jedoch nicht der Fall gewesen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Softwareanbietern hatte das Walldorfer Unternehmen im Ende Juni abgelaufenen Dreimonatszeitraum insbesondere in den USA eine deutliche Nachfrage registriert. So legten die Lizenzeinnahmen in der Region um 63 Prozent auf 140 Millionen Euro zu (Computerwoche.de berichtete). (mb)