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Jetzt offiziell: Windows 2000 ist da

18.02.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft hatte gestern den Turbolader seiner Marketing-Maschine zugeschaltet, um mit Parties in 100 Städten der Welt den offiziellen Start seines neuen Betriebssystems Windows 2000 zu zelebrieren. Firmengründer und Chief Software Architect Bill Gates - flankiert von Gitarrero Carlos Santana sowie dem Schauspieler Patrick Stewart (Captain Jean-Luc Picard aus "Star Trek") - ließ es sich natürlich nicht nehmen, als oberster Zeremonienmeister die Hauptveranstaltung in San Franzisko zu moderieren. "Ich denke es ist nur fair zu sagen, dass dies das ambitionierteste Softwareprojekt der Geschichte war", erklärte Gates ganz bescheiden. Schließlich hätten 5000 Microsoft-Leute, 750 000 Betatester und zwei Milliarden Dollar zum Gelingen beigetragen, so der Softwaremogul weiter.

Neben den bereits sattsam bekannten technischen Neuerungen stellte Gates besonders die Stabilität des neuen Betriebssystems in den Vordergrund. Eine aktuelle Studie habe ergeben, dass ein Windows-95-Desktop-Rechner im Schnitt alle zwei, eine NT-4-Maschine alle fünf Tage neu gestartet werden müsse. Windows 2000 laufe im Vergleich dazu 90 Tage lang ohne Absturz. Microsoft habe intern bereits alle 70 000 Firmendesktops auf Windows 2000 umgestellt.

Schade nur, dass der Hersteller daran nichts verdient. Die Gartner Group wies im Zusammenhang mit dem Windows-2000-Launch auf versteckte Lizenzkosten hin, mit denen viele Unternehmensanwender nun rechnen müssten. Für jeden Arbeitsplatzrechner, der auf einen Windows-2000-Server zugreifen soll, muss nämlich eine sogenannte "Client-Access"-Lizenz erworben werden. Die ist mit 999 Dollar fast dreimal so teuer wie das eigentliche Betriebssystem (319 Dollar). Bereits im Vorfeld hatte das Marktforschungsunternehmen mehrfach Zweifel an Windows 2000 geäußert, die zuletzt den Aktienkurs von Microsoft um nahezu zehn Prozent gedrückt hatten (CW Infonet berichtete).

Das neue Unternehmens-Betriebssystem (für Heimanwender empfiehlt Microsoft weiterhin Windows 98 und dessen designierten Nachfolger "Windows Millenium Edition") kommt zunächst in drei Varianten: "Professional" für Arbeitsplatzrechner, "Server" für kleine File- und Print-Server sowie "Advanced Server" für Intel-Maschinen mit maximal acht CPUs. In rund vier Monaten liefert Microsoft dann die "Datacenter Edition" nach, die bis zu 32 Prozessoren skalieren soll. Ebenfalls noch Zukunftsmusik - allerdings noch ohne festen Termin - sind die 64-Bit-Version für Intels "Itanium" und spätere IA-64-Prozessoren sowie die Embedded-Variante.

Im High-end-Segment hofft Microsoft nun, mit Windows 2000 endlich ein Betriebssystem vorweisen zu können, mit dem sich auch wirklich anspruchsvolle Rechenzentrumsaufgaben bewältigen lassen - und das mit preiswerter Massenhardware auf Intel-Basis. Gates kanzelte in seiner Rede die konkurrierenden Unix-Maschinen als teure "Low-volume"-Modelle ab.

Sun Microsystems, einer der großen Unix-Player, hat dazu eine eigene Meinung. Die verkündete das Unternehmen in einer doppelseitigen Anzeige in der gestrigen Ausgabe des "Wall Street Journal". Die Annonce war vom Layout her an den in die Ferne fließenden Text aus dem Vorspann von "Krieg der Sterne" angelehnt. "Vor langer Zeit", so heißt es in der Sun-Persiflage, "wurde in einem weit, weit entfernten Konferenzraum ein neuer Typ Betriebssystem angekündigt, und Sie alle glaubten daran. Aber irgendwann unterwegs wurden Ihnen klar [...] dass man sein Geschäft nicht auf Windows 2000 gründen kann."